Das Märchen von der Henne mit den goldenen Eiern ist nicht nur eine Parabel auf die Gier der Menschen, sondern auch der Ausgangspunkt für Marije Vogelzangs philosophischen Exkurs.

Es war einmal an einem heißen Tag im August, als ein armer Bauer im Nest seiner Lieblingshenne ein goldenes Ei fand. Am nächsten Tag schaute er wieder in das Nest – und siehe da, erneut lag ein goldenes Ei darin. Gleiches galt auch für den Tag darauf. Auf einen Schlag war der Bauer ein reicher Mann. Doch mit seinem Reichtum wuchs auch seine Gier. Er wurde ungeduldig und entschied sich, seine Lieblingshenne zu schlachten, um alle goldenen Eier auf einmal aus ihr herauszuholen. Als er sie aufschlitzte, fand er kein einziges Ei. Die Henne war tot.

Das Märchen von der Henne mit den goldenen Eiern ist nicht nur eine Parabel auf die Gier der Menschen, sondern auch der Ausgangspunkt für Marije Vogelzangs philosophischen Exkurs. Die niederländische Food-Designerin hat sich in ihrem Gedankenexperiment “The Eggchange” damit beschäftigt was wäre, wenn wir unser Geld durch Eier zu ersetzen würden.

“Eier stellen uns vor die Wahl”, sagt Vogelzang. Wir können sie direkt essen, warten bis die Küken geschlüpft sind und dann ihr Fleisch verzehren oder aber die Küken aufziehen. Wenn wir uns für Letzteres entscheiden, legen die erwachsenen Hennen wieder Eier und stellen uns vor die gleiche Wahl: Essen oder brüten. Eines aber mache absolut keinen Sinn, ergänzt Vogelzang: “Nichts tun und die Eier horten”.

In Vogelzangs Gedankenexperiment würden nicht die Zentralbanken den Zins bestimmen, sondern die Naturgesetze. “In vier Generationen können ein Hahn und zehn Hennen 46 Millionen Nachkommen haben. Das ist ein unglaublicher Gewinnzuwachs”, sagt Vogelzang.

Der Food-Designerin will mit ihrer “Eggchange” nicht nur auf das Verhältnis der Menschen zum Geld, sondern auch auf die Verhältnisse in der Lebensmittelindustrie aufmerksam machen. Sie kritisiert, dass die Lebensmittelindustrie auf Effektivität und Profit ausgelegt sei und Menschen Hühner als Ware, eingeschweißt in Plastik im Kühlregal wahrnähmen.

Unser heutiges Wirtschaftssystem schreibe uns Menschen vor, wie wir zu leben hätten – ohne, dass wir uns dessen bewusst seien. Doch dies sei nicht immer so gewesen, sagt die Designerin. Ursprünglich habe sich das Wirtschaftssystem entwickelt, um dem Menschen zu dienen und nicht der Mensch dem System.

“Was wäre, wenn wir ein neues System erschaffen, dass auf dem Leben als solches basiert?”, fragt Vogelzang. Ein System mit Eiern als Währung eben.

Fotos: Ilja Keizer, Robert Eikelpoth