Die Aufräumarbeiten nach der Finanzkrise sind noch in vollem Gange, auch um die Voraussetzungen für ein zukünftig stabileres Finanzsystem zu schaffen. Ob diese Maßnahmen ausreichen und das System stabil genug ist, darüber gibt es durchaus unterschiedliche Meinungen. Zwei Experten, die jeweils für einen radikalen Wechsel des Finanzsystems werben, diskutierten mit interessierten Bürgern Möglichkeiten für eine neue Geldordnung.

„Die Finanzkrise hat unser aller Denken verändert und es sind viele Fragen entstanden.“ Mit diesen Worten begrüßte der hessische Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir die mehr als hundert Anwesenden im bis zum letzten Platz besetzen Plenum der Evangelischen Bank. Er freute sich über das rege Interesse an dieser wichtigen Debatte und dass sie nicht hinter verschlossener Tür, sondern mit breiter gesellschaftlicher Beteiligung geführt wird. Die Diskussion auf dem Podium starteten Thomas Mayer, ehemaliger Chefvolkswirt der Deutschen Bank, und Prof. Dr. Helge Peukert von der Universität Erfurt. Beide haben mit ihren Forderungen nach einer neuen Geldordnung in den letzten Jahren für Aufmerksamkeit gesorgt. Einig sind sich die beiden Experten, dass es einen radikalen Umschwung braucht, auch wenn sie in der genauen Ausgestaltung dieses Wandels unterschiedlicher Meinung sind.

Beide sehen das Problem darin, dass viele Banken heute nicht mehr als reine Intermediäre auftreten, die also nur Kredite in der Höhe vergeben, in der sie auch Einlagen von ihren Kunden eingesammelt haben. Zusätzlich führt der vergleichsweise geringe Anteil an tatsächlich hinterlegtem Eigenkapital je Kredit dazu, dass eine nahezu unbegrenzte Geldproduktion durch die Banken entsteht. Prof. Peukert fasst es zusammen: „Diese Mechanik ist problematisch, da private Banken aus dem Nichts enorme Geldwerte schaffen können und so Trends und Wachstum durch die Kreditvergabe so stark fördern bis Blasen entstehen und diese dann platzen.“ Eine radikale Lösung dies zu ändern stellt Thomas Mayer vor: die Einführung von Vollgeld. Das würde z.B. konkret bedeuten, dass Banken Kredite nur in der Höhe vergeben könnten, in der sie auch Einlagen von Kunden erhalten haben.

Zusammengefasst kamen die beiden Experten trotz angeregter Diskussion mit dem Plenum nicht zu einer finalen Lösung, aber zumindest zu einem Fazit: Nachhaltige Banken machen mit ihrem ursprünglichen Geschäftsmodell, das sich auf die reine Rolle eines Intermediäres konzentriert und das Geld der Anleger direkt in Projekte mit einer positiven Wirkung für die Gesellschaft investiert, sehr Vieles richtig.

Dem haben wir nicht viel hinzuzufügen.