Aufgrund des Coronavirus gab es erstmals seit fast 25 Jahren wieder einen Anstieg extremer Armut, d. h. der Anzahl von Personen, die von weniger als 1,90 US-Dollar am Tag bzw. 700 US-Dollar im Jahr leben müssen. Letzte Berechnungen vom Januar 2021 besagen, dass die Pandemie bereits im Jahr 2020 zwischen 119 und 124 Millionen „neue Arme“ verursacht hat. Für dieses Jahr wird damit gerechnet, dass deren Anzahl auf 143 bis 163 Millionen ansteigen könnte.1

Einkommensschwache Menschen werden von der Krise besonders hart getroffen, weil sie kaum Rücklagen haben, von denen sie zehren könnten. Zugleich werden ihnen durch die Allgegenwärtigkeit des Virus und die universelle Anwendung von Gegenmaßnahmen die wichtigsten Bewältigungsstrategien genommen. Wenn es zu lokalen Missernten oder dem Verlust der Beschäftigung durch Krankheiten etc. kommt, können meist Familienmitglieder oder Freund:innen den Einkommensverlust durch eigene Mehrarbeit ausgleichen bzw. Geld zur Überbrückung schicken. Das ist nun nicht mehr möglich, da alle Personen und alle Orte gleichermaßen von den Einschränkungen betroffen sind. Sozialsysteme, die dies abfedern könnten, gibt es in den meisten Ländern des globalen Südens nicht.

Auch Ungleichheit in Emerging Markets nimmt zu

Neben der Armut nimmt auch die Ungleichheit innerhalb der Länder in den Emerging Markets wieder zu, wie der Internationale Währungsfonds (IWF) im Oktober 2020 vorgerechnet hat.2 Denn Arbeiter:innen, die in Sektoren mit niedrigem Einkommen beschäftigt sind, haben weit seltener die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten, als Menschen mit hohem Einkommen. Daher verlieren sie auch zu einem höheren Anteil ihre Arbeit.

Die International Labour Organization (ILO) schätzt, dass 2020 weltweit 8,8 Prozent der Arbeitsstunden verloren gegangen sind, was einem Verlust von 255 Millionen Arbeitsstellen in Vollzeit entspricht. Besonders schwer waren und sind die Verluste in den Ländern, die von der Weltbank zur Gruppe der Länder mit unterem mittlerem Einkommen (lower-middle income countries) gezählt werden.3

Ein bedeutender Faktor für den Arbeitsmarkt in den Emerging Markets sind Mikrounternehmen. Sie machen den größten Anteil aller Unternehmen aus (gewöhnlich zwischen 85 und 95 Prozent) und stellen zwischen 30 und 50 Prozent aller von der Privatwirtschaft geschaffenen Arbeitsplätze.4 Unter diesen Umständen ist es von enormer Bedeutung, Mikrounternehmen zu unterstützen und durch die Bereitstellung von Darlehen dafür zu sorgen, dass sie fortexistieren und ihre Rolle für den Arbeitsmarkt und die Menschen im globalen Süden weiter erfüllen können.

Genau dies macht Invest in Visions mit den von ihnen verwalteten Mikrofinanzfonds und hat es auch im vergangenen Jahr trotz der Herausforderungen, vor die das Team die Pandemie gestellt hat, weiter getan – gerade in den Ländern mit unterem mittlerem Einkommen, in denen die Beschäftigungs- und Einkommensverluste besonders groß waren.

1 Updated estimates of the impact of COVID-19 on global poverty: Looking back at 2020 and the outlook for 2021 (worldbank.org)
2 How COVID-19 Will Increase Inequality in Emerging Markets and Developing Economies – IMF Blog
3 ILO Monitor: COVID-19 and the world of work. Seventh Edition (25. Januar 2021).
4 Siehe hierzu die SME Finance Forum. 2019 MSME Economic Indicators Database