Die Investoren kritisieren vor allem, dass der Geltungsbereich, den der Vorschlag des Internationalen Handelsausschusses des Europäischen Parlaments vorsieht, zu gering ist. Mit der Konzentration auf Metallhütten und Veredler würden die meisten europäischen Unternehmen, die Konfliktmineralien als Rohprodukt oder als Bestandteil von Teilen und Produkten importieren, außen vor gelassen.
Die Forderung: Alle Unternehmen, die solche Mineralien auf dem Markt platzieren, sei es als Rohstoff, Produktionsteil oder in einem fertigen Produkt, müssen gesetzlich dazu verpflichtet werden, Verantwortung für die gesamte Lieferkette bis zur Bezugsquelle zu übernehmen.
Im Eigeninteresse der Investoren
Eric Holterhues, Leiter des Bereichs Socially Responsible Investments bei Triodos Investment Management, freut sich, dass die Sicht der Investoren Eingang in die Diskussion in Europa rund um das Thema Konfliktmaterialien findet. Er stellt fest: „Wir glauben fest daran, dass es im Interesse der Investoren ist, die Unternehmen, die Konfliktmineralien in ihrer Produktion verwenden, von der Regulierung erfassen zu lassen.“ Die freiwillige Kontrolle der Zulieferkette sei bislang in der EU unzureichend. „Mit einer umfassenden Regelung bekommen Investoren und andere Stakeholder eine Grundlage, um Entscheidungen treffen zu können, ohne das Risiko zu Komplizen von Menschenrechtsverletzungen zu werden“, so Holterhues.
Vorlagen für solche Regelungen gibt es bereits. Der US-amerikanische „Dodd-Frank Act“ beispielsweise verlangt von Unternehmen, die in den USA börsennotiert sind, dass sie über die Nutzung von vier spezifischen „Konfliktmineralien“ – eben Koltan, Wolfram, Zinn und Gold – transparent berichten, wenn diese aus der Demokratischen Republik Kongo oder neun angrenzenden Ländern stammen. Mit positiven Effekten: Apple erklärte im Februar 2014, dass das Unternehmen nun ausschließlich „konfliktfreie“ Mineralien in der Produktion einsetzen würde und veröffentlichte eine entsprechende Liste mit Bezugsminen.
Dem Krieg um Rohstoffe den Boden entziehen
Darauf verweisen auch die 24 Unterzeichner der Stellungnahme und fordern, dass eine ebenso durchgreifende Regulierung in der EU angewendet wird. Eine verbindliche Regelung für alle Unternehmen entlang der Zuliefer- und Produktionskette hätte den Vorteil, dass das Investorenrisiko minimiert würde, rechtmäßige Gewinne in der Rohstoffindustrie erhöht würden und wiederum den Konfliktregionen zufließen könnten – und somit letztlich dazu beitragen würden, die Konflikte rund um Rohstoffquellen in der Welt zu beenden.
- Die Stellungnahme im Originaltext
- Die Presserklärung im Originaltext
- Passend dazu bei „Die Farbe des Geldes”: Konfliktmineralien: Wenn wir mit unserem Handy oder Auto Menschenrechte verletzen
Nachtrag: Am 20. Mai 2015 lehnte das Europäische Parlament die vorgeschlagene EU-Regulation im Umgang mit Konfliktmineralien in der Form, wie von der EU-Kommission unterbreitet, ab. Das Parlament fordert eine Pflicht zur sorgfältigen Überprüfung der Herkunft für ALLE Unternehmen in der EU, die Mineralien aus Konfliktregionen beziehen, sei es als Rohmaterial oder als Bestandteil von Teilen für die eigene Produktion.
Bedingungen für den Handel mit Konfliktmineralien in der gesamten Lieferkette zu verabschieden ist definitiv ein großer Schritt in die richtige Richtung. Letztlich trägt dies dazu bei, dass insbesondere Entwicklungsländer nicht dem Rohstofffluch zum Opfer fallen und ihren Ressourcenreichtum für wirtschaftliche Transformation und Entwicklung nutzen können.
Ich selbst habe mich intensiv mit der Rohstofffluch-Debatte beschäftigt, weshalb ich die Entscheidung des EU-Parlaments sehr begrüße. Nichtsdestotrotz muss das Momentum nun mit in die Trialog-Verhandlungen genommen werden, um hier auch nachhaltig durch das Vorantreiben der Verordnung etwas zu bewirken.
http://www.managingnaturalresources.com/#!Natural-resource-wealth-blessing-or-curse/c106n/2E9C2B07-3C59-443C-B50F-7EF97267DCAE