Koltan, Wolfram, Zinn, Gold – diese Mineralien finden sich in unseren Handys, Autos oder anderen Produkten unseres Alltags wieder. Nicht selten stammen sie aus Ländern, in denen Bürgerkriege herrschen.

So wurden laut einer Studie von Südwind im Jahr 2009 rund 5.000 Tonnen Koltan aus der Demokratischen Republik Kongo exportiert, was zu dem Zeitpunkt ein Drittel der weltweiten Produktion ausmachte. Die Minen, in denen die Mineralien abgebaut werden, werden zum Teil von Rebellengruppen kontrolliert, die mit den Einnahmen ihre Milizen finanzieren. Aber auch in anderen Minen herrschen extrem schlechte Arbeitsbedingungen.

In den USA kämpfen NGOs und weitere Vertreter der Zivilgesellschaft schon seit Jahren dafür, dass der Zusammenhang zwischen bestimmten Mineralien und dem bewaffneten Konflikt sowie Menschenrechtsverletzungen in der Demokratischen Republik Kongo von der US-Regierung aber speziell auch amerikanischen Unternehmen anerkannt und entsprechend gehandelt wird.

Als Reaktion hierauf verabschiedete der US Congress 2010 den Dodd-Frank Wall Street Reform and Consumer Protection Act und setzte damit international ein deutliches Zeichen. Der Dodd-Frank Act verlangt von Unternehmen, die in den USA börsennotiert sind, dass sie über die Nutzung von vier spezifischen „Konfliktmineralien“ – eben Koltan, Wolfram, Zinn und Gold – transparent berichten, wenn diese aus der Demokratischen Republik Kongo oder neun angrenzenden Ländern stammen. Hierdurch sollen Abnehmerunternehmen, Konsumenten und Investoren sowie weitere Anspruchsgruppen eine informierte Entscheidung treffen können. Als Reaktion hierauf erklärte beispielsweise Apple im Februar 2014, dass das Unternehmen nun ausschließlich „konfliktfreie“ Mineralien in der Produktion einsetzen würde und veröffentlichte eine entsprechende Liste mit Bezugsminen.

Und wo stehen wir in Europa?
In den USA sind Konfliktmineralien durch den Dodd-Frank Act nicht länger nur ein Markenreputationsthema. Die mit ihnen verbundenen Menschenrechtsverletzungen sollen per Gesetz unterbunden werden. Es hat sich gezeigt, dass eine Selbstverpflichtung von Unternehmen auf Basis von OECD-Leitsätzen, UN-Leitprinzipien oder eigenen Richtlinien nicht ausreichend ist.

Als Triodos sind wir der Meinung, dass es in Europa eine ähnlich starke gesetzliche Regelung braucht wie in den USA. Die EU muss hier nachziehen. Auch in Europa sollten Abnehmerunternehmen, Konsumenten und Investoren eine informierte Entscheidung treffen können.

Derzeit wird allerdings auf EU-Ebene ein Gesetzentwurf diskutiert, der nur einen Rahmen für ein freiwilliges Reporting vorsieht, mit einem Fokus auf Schmelzereien und keinen Prüfungsanforderungen (Due Diligence) an die Abnehmer dieser. Von Seiten der europäischen Unternehmen kommt hierfür viel Zustimmung. Man will die Kosten für die Prüfung und Überwachung der Lieferkette vermeiden. Auch die deutsche Politik hält sich zurück.

Eine Studie des Dutch Centre for Research on Multinational Corporations fand jedoch im Oktober 2013 heraus, dass von den rund 200 europäischen Unternehmen, die analysiert wurden, nur ein paar wenige von dem Dodd-Frank Act erfasst wurden aufgrund einer Börsennotierung in den USA und dass die meisten anderen nicht freiwillig über die Nutzung von Konfliktmineralien berichten – außer auf vorangegangenen Druck von NGOs und anderen Vertretern der Zivilgesellschaft.

Unser Engagement gegen Konfliktmineralien
Wir als Triodos sehen es als sehr kritisch an, dass in Europa für das Thema Konfliktmineralien eine mangelnde Akzeptanz für Regulation und damit eine Inkaufnahme schwerwiegender Menschenrechtsverletzungen besteht – auf Seiten von Politik und Unternehmen. Europa sollte dem Beispiel der USA schnellstmöglich folgen. Selbstverpflichtungen sind nicht ausreichend.

Triodos hat daher im Rahmen seiner Engagement-Strategie für die Triodos Sustainable Funds und gemeinsam mit weiteren institutionellen Investoren aktiv Kontakt mit dreizehn europäischen Unternehmen aus verschiedenen Sektoren gesucht – um herauszufinden, wie präsent das Thema Konfliktmineralien für sie im Rahmen ihrer Lieferkettenprüfung ist, welches Wissen über Regulationsentwicklungen besteht und was mögliche Schritte sein könnten, um die eigene Lieferkette zu prüfen und zu überwachen. Einige dieser Unternehmen sind bereits aus Markenreputationsgründen oder aufgrund einer Börsennotierung in den USA vorangeschritten. Andere sagen, sie warten auf die Entwicklung der Rechtslage in der EU. Wir bleiben am Ball: bei den Unternehmen, aber auch auf politischer Ebene bei der EU. Wir wollen als Investoren im Auftrag unserer Anteilsinhaber bei den Triodos Sustainable Funds, aber auch getreu unserer Unternehmensmission ein Zeichen setzen. sj