Eine moderne Onlineplattform, auf der sich alles um Jobs und Infos zum Thema Arbeit im nachhaltig und sozial orientierten Bereich dreht – das wünschten sich Naomi, Nadia und Nicole schon während ihres Studiums. Da sie diese nirgendwo fanden, gründeten die drei in Berlin lebenden jungen Frauen sie kurzerhand selbst. Auf The Changer finden Interessierte seit letztem Jahr Jobs, Events und Artikel rund um Unternehmungen, die mehr in ihrer DNA haben als reine Profitmaximierung. Wir haben Naomi gefragt, was The Changer so erfolgreich macht.

Ihr habt mit The Changer ja echt einen Nerv getroffen. Obwohl eine Jobbörse und ein Blog jetzt erst einmal gar nicht nach so revolutionärer Erfindung klingen, habt ihr ein großes Echo produziert.
Ja, wir können es selber manchmal gar nicht glauben. Wenn wir jemandem erklären was daran so besonders ist, können die das auch oft erst gar nicht nachvollziehen, bis sie dann die Seite sehen. Aber dann sind die Reaktionen: „Wow, das ist super!“

Was macht euch anders?
Das hat viel mit Design, Tonalität und Inhalten zu tun. So etwas fehlte im sozialen Bereich. Wir haben etwas geschaffen, was genauso modern gestaltet ist wie die Blogs die wir gerne lesen. Wir möchten den Menschen einen Einstieg in eine sinnstiftende Karriere liefern. Wenn man weiß: Ich möchte was zu Frauenrechten in Südamerika machen, findet man über das Netz schnell die richtige NGO. Wenn man sich aber erst einmal einen Überblick verschaffen möchte wird’s schwieriger. Menschen, die spüren „Ich möchte gar nicht mein Leben lang Werbung für Brause machen, was gibt es denn sonst noch?“ können bei uns coole Sachen entdecken. Welche Initiativen, gemeinnützige Unternehmungen und NGOs gibt es, wofür stehen die, wer arbeitet da?

Woher kommt Deine Motivation, Arbeit mit Sinn verbinden zu wollen?
Aufgewachsen bin ich in England und wollte wie viele meiner Freunde dort gerne Banker oder Unternehmensberaterin werden. Das war so völlig normal.  Als ich während meines Studiums nach Berlin gezogen bin, hat sich allerdings meine Perspektive auf das Leben geändert. Ich habe ganz andere Lebensweisen kennengelernt, die sich abseits vom klassischen Karrieredenken bewegen. Danach habe ich angefangen, mit einer Flüchtlingsfamilie aus dem Irak ehrenamtlich zu arbeiten. Da kam bei mir der Wunsch auf, dass ich meinen Lebensunterhalt in einem Beruf verdienen möchte, in dem ich Menschen in schwierigen Verhältnissen etwas zurückgeben kann und doch nicht quasi reiche Menschen noch reicher machen. Ich habe später dann den Masterstudiengang „Intercultural Conflict Management“ begonnen.

Woher kommt Deine Motivation, Arbeit mit Sinn verbinden zu wollen?
Aufgewachsen bin ich in England und wollte wie viele meiner Freunde dort gerne Banker oder Unternehmensberaterin werden. Das war so völlig normal.  Als ich während meines Studiums nach Berlin gezogen bin, hat sich allerdings meine Perspektive auf das Leben geändert. Ich habe ganz andere Lebensweisen kennengelernt, die sich abseits vom klassischen Karrieredenken bewegen. Danach habe ich angefangen, mit einer Flüchtlingsfamilie aus dem Irak ehrenamtlich zu arbeiten. Da kam bei mir der Wunsch auf, dass ich meinen Lebensunterhalt in einem Beruf verdienen möchte, in dem ich Menschen in schwierigen Verhältnissen etwas zurückgeben kann und doch nicht quasi reiche Menschen noch reicher machen. Ich habe später dann den Masterstudiengang „Intercultural Conflict Management“ begonnen.

Dort hast Du ja Deine  Mitgründerinnen Nadia und Nicole kennengelernt – wie kamt ihr dazu The Changer zu gründen?
Nadia, Nicole und ich waren zu der Zeit nicht nur Kommilitoninnen, sondern haben sogar in einer WG zusammen gewohnt. Wir haben uns alle drei im Social Business Bereich nach Jobs umgeschaut. Ich hatte ja durch meine bisherigen Jobs bereits ein Netzwerk, aber für die Anderen war die Recherche viel schwieriger. Sie haben dann beide erst einmal im klassischen Startup-Bereich angefangen, der komplett anders funktioniert. Da gibt es wahnsinnig viele Veranstaltungen, Netzwerke, Onlinemagazine. Wir fanden es frustrierend, dass es das für den gemeinnützigen Sektor nicht gibt, obwohl eigentlich so viel Interesse da ist. Irgendwann saßen wir dann abends in unserer WG am Küchentisch und haben Nägel mit Köpfen gemacht.  Wir hatten das Glück, dass viele Menschen in unserem Umfeld bereits Unternehmer/innen waren, die konnten uns also gute Tipps geben. Als wir dann das Stipendium der Gründerwerkstatt der Beuth Hochschule für Technik in Berlin bekommen haben, haben wir unsere Jobs gekündigt und losgelegt.

Wie finanziert sich The Changer?
Non-Profits können kostenlos bei uns Stellenangebote schalten. Monetäre Kooperationen machen wir mit Stiftungen, CSR-Abteilungen und Social Businesses. Die können kostenpflichtige Stellenangebote schalten oder Sponsorings übernehmen. Redaktionell arbeiten wir mit dem Online-Frauenmagazin Edition F, da wir sehr viele Schnittstellen haben. Viele Frauen möchten im Bereich Social Business arbeiten und es macht Sinn da Ressourcen zu bündeln. Außerdem haben wir eine angehende Kooperation mit einer Wohlfahrtsorganisation, die sich verjüngen und modernisieren möchte, aber mehr kann ich da noch nicht verraten.

Bei uns können sich aber auch klassische GmbHs präsentieren, wenn sie noch etwas anderes als Gewinnmaximierung in ihrer DNA vorzuweisen haben. Wenn man Social skalieren will, muss man auch mit der Wirtschaft reden.  Wir wollen auch die Menschen in normalen Unternehmen überzeugen, dass sie Verantwortung haben und ihr Business nachhaltiger gestalten können.

Finanziell ist es ja meistens lukrativer in die freie Wirtschaft zu gehen. Trotzdem ist das Interesse an Jobs mit mehr Sinn groß.
Es gibt viele Studien, die beweisen, dass ab einem gewissen Grad an Einkommen das Glück nicht mehr steigt. Du brauchst einen ordentlichen Lohn, aber du brauchst nicht 200.000 Euro im Jahr um glücklich zu sein. Ich finde schon, dass man Geld verdienen soll und ich fänd’ es besser, wenn man im sozialen Bereich auch mehr verdienen könnte.

In der SZ war vor kurzem ein Artikel „Ungerechte Gehälter für Frauen – Das arme Geschlecht“. Tenor war, dass Frauen selber Schuld seien weniger zu verdienen als Männer. Einmal weil sie häufiger soziale Berufe wählen und weil sie sich angeblich weniger für Geld und Geldanlage interessieren. Ihr seid nun Frauen, die sich mit nachhaltiger Arbeit und Geld beschäftigen. Wie siehst Du das Thema?

Im gemeinnützigen Bereich sind Menschen häufig schlecht darin zu verhandeln und darauf zu bestehen mehr Geld zu bekommen. Sie denken, sie machen das ja nicht des Geldes wegen und wollen auch nicht so wahrgenommen werden. Traditionellerweise haben viele Frauen solche Berufe ausgeübt und das Phänomen trifft sie dementsprechend schon stärker. Das ändert sich aber rasant. Wir wollen auch dazu beitragen, dass einen Beruf im Social Business auch genau so  – oder besser noch mehr -wertgeschätzt wird wie zum Beispiel eine Karriere in anderen Bereichen. In der Tat wollen anscheinend nun viele junge Banker in den Bereich “Impact Investing” wechseln. Kaum jemand will noch zum Wolf of Wall Street werden. In einigen Jahren sind solche Zeiten hoffentlich dann auch vorbei.

Es wäre schön, wenn mehr Investoren daran Interesse hätten Gewinn zu machen und zusätzlich noch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, etwas Positives zu bewirken.

Diese Kulturänderung muss aber auch von innen anfangen. Eine Organisation hatte mal eine Stelle über The Changer ausgeschrieben, bei der die Bewerber ihre Gehaltsvorstellung angeben sollten. Es war teilweise verrückt, welche geringen Gehaltsvorstellungen manche Leute angegeben haben. Die Leute müssen selbst lernen, ihre Arbeit wert zu schätzen. Ich würde viel lieber einem Sozialarbeiter das Gehalt von einem Unternehmensberater geben und anders herum. Ich glaube, die Welt würde in dem Fall ganz anders aussehen.

Dein Thema ist also gar nicht unbedingt „mehr Sinn statt Geld“ wie es viel in den Slow-Living-/downshifting-Debatten empfohlen wird, sondern ein klares Bekenntnis zu „mehr Geld für Sinn“?
Ja. Ich stehe natürlich dem Wachstumswahn sehr kritisch gegenüber. Ich finde es muss ein gerechteres System her mit einer ganz anderen Prioritätssetzung als jetzt. Ich bin aber absolut nicht der Meinung, nur weil man “Gutes tut”, sollte man weniger verdienen. Im Gegenteil.

Wie könnte das gelingen, dass der soziale Sektor finanzstärker wird?
Wenn man die konventionelle Startup-Szene anschaut und sieht was da für Geld in Unternehmen fließt, bei denen man denkt: „Das wird niemals irgendeinem Menschen auch nur irgendwas bringen“ ist das schon schräg.  Es wäre schön, wenn mehr Investoren daran Interesse hätten Gewinn zu machen und zusätzlich noch einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, etwas Positives zu bewirken. Aber das ist in Deutschland noch nicht wirklich angekommen. Das finde ich sehr schade, denn es könnte viel mehr passieren, wenn die Leute auch incentiviert wären, mehr in dem Bereich zu gründen. Auch der deutsche Staat könnte mehr tun, um Social Innovation zu fördern und junge Menschen mit Ideen zu unterstützen.

Hier gibt es  bis jetzt nur ganz wenige sogenannte “Impact Investoren”. In den USA und in England ist das anders. Alle sozialen Belange privatwirtschaftlich zu regeln ist allerdings natürlich auch nicht die Lösung.

Was sind die Themen, die eure Leser am meisten interessieren?  Welche Blogposts bekommen am meisten Feedback?
Die Interviews funktionieren sehr gut, weil man die Menschen hinter Projekten kennenlernt. Ein Artikel kam besonders gut an, der davon handelte wie man selbst den Sinn  in seinem Job findet (Jobs mit Sinn – Was bedeutet Sinn und wie findet man eine sinnvolle Arbeit?). Wir wollen gar nicht so dogmatisch sein und sagen: „Okay, du musst im sozialen Bereich arbeiten, sonst ist dein Job sinnlos.“ Sinn ist eine total individuelle Sache. Man kann sich auch bei einer NGO sinnlos fühlen. Der Artikel ging darum, seinen persönlichen Sinn zu finden. Das zu identifizieren, was einen sinnvoll fühlen lässt. Ich glaube, das ist die Essenz von The Changer.


Quelle Titelbild: ©The Changer