Deutschlands Schulen verschlafen das digitale Zeitalter. Mit zwei Kollegen hat IT- und Medienunternehmer David Cummins deshalb eine Non-Profit-Initiative namens Hacker School ins Leben gerufen. Hier lernen Jugendliche etwas über Programmiersprachen – und nur wer diese spricht, kann unsere Gesellschaft in Zukunft mitgestalten.
Wir drücken Knöpfe, streichen über Displays, wir senden, empfangen, searchen und gamen: Ganz selbstverständlich nutzen wir digitale Geräte und Anwendungen, aber kaum einer versteht etwas von der zugrundeliegenden Programmiersprache. In einer nahezu durchdigitalisierten Gesellschaft ist das ein Problem. Denn die Wirtschaft ist auf IT-Nachwuchs angewiesen – und findet ihn nur schwer. Die Erfahrung machen auch David Cummins und Andreas Ollmann, zwei von vier Geschäftsführern der Hamburger Kommunikationsagentur Ministry. Bei ihnen stellen sich immer wieder junge Bewerber vor, die Fachinformatiker oder Anwendungsentwickler werden wollen, aber noch nie eine Zeile programmiert haben. Den Grund der Ahnungslosigkeit sieht Cummins vor allem in den Schulen. „Obwohl in immer mehr Berufen Programmierkenntnisse gefragt sind, findet Informatik in deutschen Lehrplänen immer weniger Platz. Ein bisschen Google, Excel und Powerpoint – mehr lernen die Schüler in der Regel nicht und bleiben damit bloße Anwender, anstatt die digitale Gesellschaft mitzugestalten.“
Hacker sind die Guten
Als Informatik an Hamburgs Stadtteilschulen als Pflichtfach gestrichen wurde, war für Cummins, Ollmann und ihren befreundeten IT-Spezialisten Timm Peters klar, dass sie die digitale Zukunft selbst in die Hand nehmen müssen. Im Februar 2014 gründeten sie zusammen die Hacker School. Das klingt illegal, ist es aber nicht. Denn anders als sogenannte Cracker, die Daten klauen und fremde Systeme lahmlegen, vollbringen Hacker etwas Konstruktives. Bei ihnen geht es „um das Bauen und Kreieren von Dingen, die in unserer digitalen Welt funktionieren“, wie es auf der Hacker School-Website heißt.
Über Begeisterung zum Berufswunsch
Die Geschäftsführer Cummins, Ollman und Peters bieten an ihrer Schule Hacker-Kurse für 12 bis 18-Jährige an. Aber nicht etwa, um den eigenen IT-Nachwuchs heranzuzüchten: „Wir führen Kinder spielerisch an das Programmieren heran und können sie so für das Programmieren begeistern“, so Cummins. An der Hacker School heißen die Dozenten deshalb auch Inspirer – es sind passionierte Softwareentwickler, Game-Programmierer oder Robotik-Experten. Unter ihrer Anleitung lernen die Schüler wie man Apps programmiert, Chatprogramme entwickelt oder mit wenigen Befehlen die Spielfiguren in einem PC-Game steuern kann. Und das kommt an, wie Cummins beschreibt: „Es ist schön zu sehen, wie motiviert die Kinder sind, wenn sie merken, was sie alles machen können. Der Spaß ist das Wichtigste und wenn der ein oder andere ein bislang verborgenes IT-Talent in sich entdeckt, freut mich das natürlich umso mehr.“
Das Modell macht Schule
Zwei Mal im Jahr finden an der Hacker School jeweils vier Kurse über einen Monat statt. „Unser Traum ist es, die Kurse auszubauen und ganzjährig anzubieten. Doch dazu fehlen uns Zeit und Mittel“ so Cummins. In der Hacker School arbeiten alle ehrenamtlich, auch die Inspirer. Finanziert und mit Dienstleistungen unterstützt wird die Initiative durch Sponsoren. Trotz der finanziellen Ungewissheit und der vielen Arbeit neben dem Hauptjob fragen immer wieder IT-Experten aus anderen Städten an, das Modell übernehmen zu dürfen. In Bremen, Aachen und Gelsenkirchen gibt es bereits eigenständige Hacker Schools, in anderen Städten sind sie im Aufbau und bekommen dabei
Unterstützung aus Hamburg. Das zeigt: Private Initiativen wie die Hacker School treffen den Nerv des digitalen Zeitalters – und sorgen dafür, dass Deutschland nicht den Anschluss verpasst.
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