Als Nachhaltigkeitsbank sind wir immer wieder auf der Suche nach innovativen Ideen, die unsere Gesellschaft ein Stück nachhaltiger machen. Fündig sind wir diesmal in unserem Investmentuniversum geworden. Der Geschäftsführer eines der Unternehmen, an denen wir Anteile halten, hat eine Idee mit entwickelt, die das Potential hat, unsere Wirtschaft auf den Kopf zu stellen. Wir haben uns das einmal genauer angesehen.

Eigentum verpflichtet. Laut deutschem Grundgesetz soll Eigentum nämlich neben dem eigenen auch “dem Wohle der Allgemeinheit dienen”. Einem ähnlichen Leitgedanken folgen viele Unternehmensgründer: Sie wollen mit ihrer Idee und ihrem Unternehmen einen Mehrwert für die Allgemeinheit schaffen. Ein verwandtes Konzept verfolgen beispielsweise auch Vertreter der sogenannten Gemeinwohl-Ökonomie um Christian Felber, mit ihm haben wir ein Interview geführt.

Allerdings besteht die Gefahr, dass Unternehmer ihr Ziel aus den Augen verlieren und der Mehrwert für die Gesellschaft dem monetären Profit weichen muss. Zum Beispiel dann, wenn Unternehmen sich dazu verpflichten, zusätzliche Rendite für Geldgeber oder Anteilseigner zu generieren.

Ihr nachhaltiges Ziel verlieren können Unternehmen auch dann, wenn es um die Nachfolge geht. Gängig ist bislang, dass ein Unternehmenseigentümer die Firma eines Tages entweder gewinnbringend verkauft oder seinen Nachkommen in Verwandtschaftsfolge vererbt. In beiden Fällen ist ungewiss, ob das Unternehmen im Sinne seiner Gründungsidee weitergeführt wird. Einige Unternehmer überführen deshalb ihre Firma in eine Stiftung. Was zunächst nach einer vernünftigen Lösung aussieht, hat jedoch einen Haken: Der Geschäftsführer des Unternehmens ist lediglich ein Angestellter der Stiftung und kein Unternehmer im eigentlichen Sinne. Wie also Sinn und Unternehmertum zusammenführen?

Die Suche nach dem Sinn
Eine Gruppe von Ökonomen und Unternehmern hat dafür eine Lösung gefunden. Was bei der Generation Y als “Sinnsuche” in der Arbeitswelt begann, setzt sich im Konzept der sogenannten Purpose Economy fort. Wie der Name verrät, steht bei der Purpose Economy der Sinn anstelle des Profits im Vordergrund. Das Revolutionäre an der Purpose Economy ist, dass sie Eigentümerschaft und Unternehmertum zusammenführt zu einer Art Treuhandeigentum. Dadurch dürfen Anteile an einem Unternehmen beispielsweise wie bei Familienunternehmen weitergegeben werden, jedoch nicht innerhalb der Blutsverwandtschaft, sondern an Personen, die sich mit der Firma und ihren Zielen identifizieren. Das Purpose Unternehmen kann weder vererbt noch veräußert werden. Dass der Unternehmer auch tatsächlich im Sinne des Unternehmens handelt, überwacht eine zugehörige Stiftung, die an allen Purpose Unternehmen Stimmrechte hält.

Profit ist kein Selbstzweck
Entscheidend beim Konzept der Purpose Economy ist auch, dass Profit im ursprünglichen Sinne betrachtet wird: Er soll wieder als Mittel fungieren, das in die eigene oder fremde Firmen investiert oder auch gespendet werden kann. Eine freie Ausschüttung der Gewinne ist nicht möglich. Dadurch bleibt gewährleistet, dass Profit für den Unternehmer nicht zum Selbstzweck verkommt und ein nachhaltigeres Wirtschaften möglich ist.

Ein nachhaltiges Unternehmertum und damit zukunftsträchtige Konzepte wie das der Purpose Economy unterstützt auch die Triodos Bank. Sie hält beispielsweise über einen ihrer Nachhaltigkeitsfonds Anteile an revolutionären Unternehmen wie Waschbär – Der Umweltversand. Haupteigentümer und einer von drei Geschäftsführern der TRIAZ group, zu der das Umweltversandhaus Waschbär gehört, ist Ernst Schütz. Er hat als Unternehmer das Konzept der Purpose Economy mit entwickelt und zählt als Stiftungsrat der Purpose Stiftung zu den Vorreitern eines nachhaltigeren Wirtschaftsdenkens.