Hunderte Millionen Menschen in Afrika leben ohne Anschluss an ein Stromnetz. Der fehlende Zugang zu Energie hat drastische Konsequenzen für das alltägliche Leben der Menschen: So können etwa Krankenhäuser ihre Medikamente nicht durchgängig kühlen, Kerosinlampen vergiften die Atemwege der Menschen und alte Dieselgeneratoren verpesten die Luft.

Mali, eines der ärmsten Länder der Welt, kämpft mit genau diesen Problemen. Der Strom für Bamako beispielsweise, der Hauptstadt des westafrikanischen Binnenstaates, kommt zu großen Teilen aus alten Dieselkraftwerken. Den Kraftstoff dafür importiert Mali aus den Nachbarländern. Täglich rollen dafür neun Tanklastzüge in die Hauptstadt. Strom aus Dieselgeneratoren ist nicht nur besonders klima-unfreundlich, sondern auch vergleichsweise teuer. Solarenergie wird in dem sonnenreichen Land kaum genutzt – noch nicht.

Denn genau dies will Torsten Schreiber ändern. Der Energieexperte und Gründer des hessischen Start-ups Africa Greentec bringt die Solarenergie nach Mali, und zwar verpackt in Containern.

Zunächst hatte Schreiber aber andere Pläne: „Ich kam 2013 auf Einladung meines Schwagers nach Bamako“, erinnert er sich. Er habe ihn damals eingeladen, um nach neuen Ideen für Malis Energieversorgung zu suchen. Schreibers erster Gedanke war es, Energie aus einem Müllheizkraftwerk zu gewinnen. Damit hätten sich zwei Probleme auf einmal lösen können: Die Beseitigung des enormen Müllaufkommens in Bamako und die Energieversorgung. Schreibers ursprünglicher Plan scheiterte allerdings. „Es fand sich schlichtweg kein Investor, der bereit gewesen wäre, 48 Millionen Euro in Mali zu investieren“, erklärt der Energieexperte. So viel hätte das Kraftwerk gekostet.

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Torsten Schreiber

Schreiber disponierte also um. Anstelle eines zentralen Kraftwerks entwickelte er ein Konzept für eine dezentrale Energieversorgung: den Solarcontainer.

Erster Container liefert Strom für 5000 Menschen

Gemeinsam mit seiner in Mali aufgewachsenen Frau Aida gründete er 2015 das Start-up Africa Greentec. In Mourdiah, einem 5000-Einwohner-Dorf rund 300 Kilometer nördlich von Bamako, steht seit September 2015 der erste Solarcontainer Prototyp. Bis vor einigen Jahren wurde das Dorf noch über einen Dieselgenerator mit Strom versorgt, dann zog sich der Betreiber zurück. Die Dorfbewohner standen ohne Strom da.

Seit gut einem Jahr ist die Situation eine andere: 120 Haushalte und fünf kleine Gewerbe werden über den Solarcontainer mit sauberem und erschwinglichem Strom versorgt. Kommt ein Sandsturm auf, kann die Anlage ruckzuck abgebaut und danach wieder aufgebaut werden.

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Ein alter Dieselgenerator, wie er häufig zur Stromproduktion in afrikanischen Ländern verwendet wird.

Das Geld für den Prototyp sammelte Arfica Greentec über Crowdfunding ein. Vier weitere Container für Mali wurden auf die gleiche Art und Weise bereits finanziert. Doch die Pläne von Africa Green Tec sind größer: 2017 möchte das Start-up eine Anleihe über zehn Millionen Euro ausgeben. Damit sollen 25 weitere Standorte finanziert und rund 250.000 Menschen mit Strom versorgt werden.

Zwar haben in Afrika immer noch viel zu viele Menschen keinen stabilen Zugang zu Strom – doch dank Torsten Schreiber und Africa Greentec werden es nach und nach weniger.

Africa Greentec wurde 2016  bei den Energy-Awards des Handelsblatts als bestes Start-up ausgezeichnet. Das Unternehmen ist Kunde der Triodos Bank.

Rechte für alle verwendeten Bilder: Africa Greentec