Patrick Mijnals ist Gründer und Geschäftsführer von bettervest, einer auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Crowdfundig-Plattform. Wir haben mit ihm über das Potential von Energieeffizienz gesprochen und ihn nach seinen Vorhaben für die nächsten Jahre gefragt.

Patrick, bettervest-Schirmherr Ernst Ulrich von Weizäcker schätzt, dass unsere Welt mit einem Fünftel des derzeitigen Energieverbrauchs auskommen könnte. Auf Deutschland bezogen: In welchem Bereich siehst du das größte Potenzial für Energieeffizienz?
Erschreckenderweise gibt es überall um uns herum noch gigantische Potenziale, obwohl Deutschland beim Thema Energieeffizienz eigentlich gar nicht mal so schlecht aufgestellt ist. Das hat ganz unterschiedliche finanzielle, organisatorische und kommunikative Gründe und um dort anzusetzen haben wir bettervest gegründet. Das größte Potenzial liegt dabei nicht beim Strom, wie viel meinen, sondern im Bereich der Wärmeerzeugung. Die Energiewende ist, bzw. muss zu großen Teilen eine „Wärmewende“ sein!

Wie funktioniert bettervest?
bettervest ist eine auf Nachhaltigkeit ausgerichtete Crowdfunding-Plattform (manchmal auch als „Crowdinvesting“ bezeichnet). Beim Crowdfunding investieren viele Bürger online kleine individuelle Beträge in die Realisierung eines konkreten Projektes und erhalten dafür eine Gegenleistung. Bei unseren Projekten handelt es sich in der Regel um energiesparende Maßnahmen in Unternehmen, Vereinen und anderen Institutionen, wie etwa die Umrüstung auf LED-Beleuchtung oder moderne Heizungsanlagen. All diese Projekte verringern nicht nur den CO2-Ausstoß, sondern auch die Energiekosten der Projektinhaber. Diese Einsparungen werden dann genutzt, um den Crowd-Investoren eine Rendite auszuschütten. Jedes Projekt wird zuvor von einem Energieberater analysiert und auf dieser Grundlage wird die Laufzeit und Rendite festgelegt, die dann jedes Jahr gemeinsam mit einer ersten Teilrückzahlung des Kapitals ausgeschüttet wird.

Patrick Mijnals (2. v. l.) und das bettervest-Team.
Patrick Mijnals (2. v. l.) und das bettervest-Team.

Wie kamst du auf die Idee bettervest zur gründen?
Auf die Potenziale, aber auch Hindernisse der Energieeffizienz bin ich erstmals durch das Buch „Faktor Vier“ unseres heutigen Schirmherren Ernst Ulrich von Weizsäcker gestoßen. Als ich während meiner Arbeit als Trend- und Zukunftsforscher für das Frankfurter Zukunftsinstitut erstmals von Crowdfunding gehört habe, hat es irgendwie „Klick“ gemacht und die Idee war geboren. Es hat aber noch einige Jahre gedauert, bis ich dann bei einem sogenannten Startup-Weekend hier in Frankfurt die richtigen Mitstreiter kennengelernt habe. Kurz darauf haben wir dann das Unternehmen gegründet.

Eure Plattform gibt es seit mehr als vier Jahren. Gibt es ein Projekt, das dir besonders in Erinnerung geblieben ist?
Das ist wirklich eine schwierige Frage. Mir liegt jedes unserer fast 50 Projekte am Herzen, weil uns alle der Energiewende einen kleinen, aber wichtigen Schritt näherbringen. Das allererste Projekt war natürlich ein besonders wichtiger Meilenstein für uns und als Wahl-Frankfurter fand ich es toll direkt hier vor Ort etwas gegen den Klimawandel tun zu können. Auf der anderen Seite freue ich mich aber auch besonders über Projekte, die nicht nur einen ökologischen Effekt erzeugen, sondern auch direkten positiven Einfluss auf das Leben der Menschen nehmen. Das ist insbesondere bei unseren Projekten auf dem afrikanischen Kontinent der Fall, wo der Gesundheits- und Lebensstandard oft direkt von Thema Energie abhängig ist. Ich glaube am Ende macht es die Mischung aus regionalen und globalen Projekten. Eines will ich aber noch mal erwähnen, weil es für die Entwicklung das Unternehmens besonders wichtig: unser eigenes Crowdfunding für die bettervest GmbH. Dabei ging es nicht um eine Energieeffizienzmaßnahme, sondern um den Ausbau unserer Geschäftstätigkeit. Wir haben 300.000 € von über 300 Investoren auf unserem Triodos-Geschäftskonto verbuchen können (in unseren regulären Projekten landet das Geld übrigens immer auf einem neutralen Treuhandkonto, auf das wir nicht zugreifen können). An dieser Stelle noch mal vielen Dank an alle Beteiligten – darunter auch viele Triodos-Kunden – für die Crowdinvesting ein kleiner Baustein ihrer nachhaltigen Anlagestrategie ist.

bettervest

Was habt ihr in den nächsten vier Jahren vor?
In erster Linie wollen wir gemeinsam mit den Bürgern Deutschlands möglichst viele und möglichst nachhaltige Energie-Projekte realisieren – egal ob vor der Haustür oder in Schwellen- und Entwicklungsländern. Wir glauben fest daran, dass Crowdfunding ein wichtiger Bestandteil der Finanzierung der Energiewende ist. Aber natürlich ist es auch kein Allheilmittel. Deshalb werden wir die Kooperation mit unterschiedlichsten Akteuren vorantreiben. Dazu gehören z.B. Stiftungen und Genossenschaften, aber auch Institutionen wie die Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ), mit denen wir gerade ein Public-Private-Partnership-Projekt in Nigeria vorantreiben. Und wer weiß, vielleicht ergibt sich ja auch mal die Möglichkeit einer Co-Investitionen zusammen mit der Triodos-Bank? Wir sind jedenfalls überzeugt, dass sich die gesamtgesellschaftliche Aufgabe Energiewende nur kooperativ lösen lässt und rufen jeden Bürger auf dazu einen Beitrag zu leisten.

bettervest und die Triodos Bank haben gemein, dass sie nachhaltige Geldanlagen voranbringen möchten. Wie schätzt du den Markt dafür in Deutschland ein?
Der Markt wächst rasant, aber letztlich ist es leider noch immer ein Nischenphänomen, wenn man sich mal die Dimension der gesamten Finanzwirtschaft anschaut. Ich glaube, dass wir uns alle dafür einsetzen sollten, dass das Thema Nachhaltigkeit im Mainstream des Finanzbereichs ankommt: Damit eben nicht nur die „grünen Überzeugungstäter“ genauer wissen wollen was mit ihrem Geld eigentlich passiert und welche sozialen und ökologischen Wirkungen davon gegebenenfalls ausgehen.

Bilder: bettervest