Weltweit gibt es rund 25.000 Banken. 25.000 Institute, die Kredite vergeben, investieren und mitentscheiden, wie das Geld weltweit wirkt. Werden die Banken ihrer Verantwortung bereits gerecht? Während einige Banken ihre nachhaltige Wirkung schnell vorantreiben, stehen andere Geldinstitute erst davor zu verstehen, wie sie sozial-ökologische Nachhaltigkeit integrieren können.

Erst kürzlich hat der Weltklimarat IPCC in einem Bericht verdeutlicht, dass der Weltgemeinschaft vermutlich nur noch ein Zeitfenster von etwa zwölf Jahren bleibt, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu beschränken. Auch ob die Nachhaltigkeitsziele der Vereinten Nationen, die Sustainable Developments Goals (SDGs), bis 2030 erreicht werden, scheint heute fraglich. Sicher ist nur, dass die Weltgemeinschaft in der kommenden Dekade den Wandel hin zu einer nachhaltigeren Welt drastisch beschleunigen muss – und dass die Banken dabei eine Hauptrolle übernehmen müssen.

Das Momentum ist für die Finanzbranche gegeben, keine Frage. Kund*innen und Stakeholder erwarten von Banken, dass sie den sozial-ökologischen Wandel voranbringen. Sie verlangen nachhaltige Finanzinstitutionen, die Teil der Lösung sind – und nicht Teil des Problems.

Heute, 2018, ist es ganz besonders wichtig, den Beitrag zu diskutieren, den der Finanzsektor für eine nachhaltige Wirtschaft leisten muss. Zehn Jahre nach der Finanzkrise sind deren Schockwellen noch immer weltweit zu spüren. In den Jahren nach der Krise gaben Regulierung und Maßnahmen zur Stabilisierung den Takt im Bankensektor vor. Jetzt ist es an der Zeit, dass der Fokus verrückt wird, auf die Frage, wie der Sektor proaktiv der Realwirtschaft dienen kann und wie reale Bedürfnisse, wie eine nachhaltige und inklusive Wirtschaft, erreicht werden können.

Eine wichtige globale Initiative, um den Prozess zu beschleunigen

Im Laufe der vergangenen Jahre und Monate gab es mehr und mehr nationale, europäische und weltweite Initiativen, die Banken helfen, nachhaltiger zu werden. So wurde beispielsweise eine Methode entwickelt, die den CO2-Fußabdruck von Kreditportfolien misst; auch ist das Netzwerk der nachhaltigen Banken (Glabal Alliance for Banking on Values) gewachsen. Nicht zuletzt kommt seitens der Politik und der Regulatoren die Forderung an Banken, sozial-ökologische Risiken stärker zu beachten.

Am 26. November ist in Paris der Startschuss für eine neue Initiative gefallen: 28 Banken aus der ganzen Welt – darunter die Triodos Bank – haben sich den Prinzipien für verantwortungsvolles Banking der Vereinten Nationen (UN Principles for Responsible Banking) angeschlossen. Die Prinzipien wurden von der United Nations Environment Programme Finance Initiative (UNEP FI) entwickelt und stellen heraus, was es heißt eine verantwortungsvolle Bank zu sein, die Mehrwert für ihre Shareholder und die Gesellschaft schafft. Die UN-Prinzipien richten sich an alle Banken und bieten detaillierte Umsetzungsleitfäden und unterschiedliche Anforderungen – je nach bisherigem Nachhaltigkeitslevel eines Kreditinstituts. Für bislang noch nicht nachhaltig ausgerichtete Banken gibt es eine Einstiegsmöglichkeit, während sie für nachhaltigsten der Branche Ansporn zu einem „Race to the top“ sein können.

Banken, die die Prinzipien unterschreiben, stehen öffentlich für ihre positive als auch für ihre negative Wirkung auf Umwelt, Gesellschaft und Wirtschaft ein. Sie setzen sich öffentliche Ziele, um ihre negative Wirkung zu senken und die positiven Effekte zu verstärken. Damit tragen sie zur Erreichung internationaler Ziele – wie den SDGs oder dem Pariser Klimaabkommen – bei.

Ein zentrales Instrument der Prinzipien lautet Transparenz. Dadurch können Kund*innen, Investor*innen, Regulator*innen und Stakeholder nachvollziehen, wie die Banken auf ihrem Weg zu mehr Nachhaltigkeit vorankommen. Sie können beispielsweise mit Blick auf den Klimawandel sehen, ob Banken mit ihren Portfolien und Aktivitäten 1,5 Grad oder 2 Grad kompatibel sind. Welche nachhaltigen Verbesserungen eine Bank angeht, entscheidet sich in Kooperation mit den Stakeholdern. Banken, die es wiederholt nicht schaffen Transparenzanforderungen zu erfüllen, sich angemessene Ziele zu setzen und Fortschritte zu machen, werden von der Liste der Unterzeichner entfernt.

Warum unterstützt die Triodos Bank, eine der nachhaltigsten Banken weltweit, die UN-Prinzipien? Weil wir glauben, dass angesichts der immensen globalen Herausforderungen eine solche Initiative für verantwortungsvolles Banking wichtig ist, um einen Wandel im Finanzsystem zu erreichen. In unseren Augen sind die UN-Prinzipien ein Katalysator, um die Reise des Finanzsektors hin zu einem nachhaltigen Businessmodel zu beschleunigen. Diese Reise wird bisweilen sehr beschwerlich sein, sie ist aber unbedingt nötig: Denn jede Finanz-Entscheidung hat eine sozial-ökologische Wirkung. Die UN-Prinzipien sind eine gute Basis dafür, dass die Wirkung eine positive wird.

Unsere Mission in den vergangenen 40 Jahren war es, Geld nachhaltig wirken zu lassen und so den sozialen, ökologischen und kulturellen Wandel zu fördern. Wir haben den Wandel finanziert, wir wollen aber auch die Finanzbranche wandeln. Wir sind stolz auf die positive Wirkung, die wir dank unserer Kund*innen erzielen konnten und wissen aber auch, dass wir nicht in einer Blase leben. Wir müssen einen Weg finden, einen breiten Wandel zu fördern. Initiativen wie die UN-Prinzipien geben uns die Chance, Einfluss auf den Wandel in der Breite zu nehmen.

Deshalb rufen wir allen Banken auf, die Prinzipien zu unterschreiben – egal von welchem Level sie starten. Je mehr Banken mitmachen, desto größer wird die Wirkung sein, die der Finanzsektor entfalten kann, damit die Weltgemeinschaft ihre nachhaltigen Ziele erreichen kann. Noch gibt es einfach viel zu viel Geld im Finanzwesen, das in die falsche Richtung fließt. Das müssen wir ändern. Die Welt hat keine Zeit zu warten.

Text: James Vaccaro, Strategie-Direktor der Triodos Bank.

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