In Glasgow startet am 31. Oktober die UN-Klimakonferenz COP26. Die Erwartungen daran sind extrem hoch – zurecht! Denn die „Conference of the Parties“ ist die letzte Möglichkeit in einem Kraftakt der Weltgemeinschaft die Weichen für das 1,5-Grad-Ziel zu stellen. Unsere Kolleg:innen von Triodos UK sind nicht nur geografisch nah an der COP. Im Vorfeld hat Hugh Knowles, der Co-Executive Direktor der NGO Friends of the Earth, einen Gastbeitrag für sie verfasst.

Mehr dazu: Die COP26, was ist das eigentlich?

Wir müssen jetzt handeln

Die meisten Menschen stimmen zu, dass wir jetzt angesichts der Klimakrise handeln müssen. Tatsächlich zeigen jüngste Umfragen einen sprunghaften Anstieg von Leuten, die das Klima als kritischstes Thema ansehen. Erstmals stand der Klimawandel über anderen Themen wie Gesundheit und Wirtschaft.

Die Kombination aus deutlich wahrnehmbaren Extremwetter, einer Pandemie, die unsere Verletzlichkeit sichtbar gemacht hat (und zeitweise unsere kollektive Stärke) und ein ernüchternder jüngster Report des Weltklimarates Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) hat eine Wende eingeläutet. Während unsere Bedenken sich der Realität angenähert haben mögen, haben unsere Taten dies nicht.

Die Aktionen müssen jetzt starten und nicht in 10 oder 20 Jahren. Wir stehen vor der schockierenden Möglichkeit, dass die Durchschnittstemperatur innerhalb der nächsten fünf Jahre vorübergehend den Wert von 1.5°C über dem vorindustriellen Zeitalter überschreiten wird. Die Auswirkungen, die wir bereits erlebt haben, kamen von lediglich 1.1 Grad Erwärmung. Was klar ist, ist, dass jeder 0.1 Grad Anstieg einen Unterschied macht und dass Taten jetzt wesentlich wertvoller sind als Taten in der Zukunft…besonders, da diese Aktionen in einer bereits durch Wettereinflüsse destabilisierten Welt schwieriger sein werden als heute.

Woran wir uns festhalten müssen ist, dass wir immer noch das Potential haben, das Klima der Zukunft zu beeinflussen. Alle von uns in jeder Art von Leben, auf jede mögliche Weise müssen sich genau jetzt klar machen, wie dramatisch der Wandel sein kann und wie fair.

Was klar ist, ist, dass jeder 0.1 Grad Anstieg einen Unterschied macht und dass Taten jetzt wesentlich wertvoller sind als Taten in der Zukunft.
Hugh Knowles

Die Veränderungen mit Blick auf UK, die sofort notwendig sind, haben deutlich mehr Einfluss auf das heutige Leben der Menschen, wie wir zurechtkommen, was wir essen und wie wir unser Zuhause warmhalten. Die notwendigen Veränderungen sind sehr komplex, und es wird wichtige Diskussionen darüber geben, wie sie zu bewältigen sind. Wir müssen dabei diejenigen kritisch im Auge behalten, die die Debatten für Spaltung und Verzögerungen nutzen wollen.

Global ist die Ungleichheit der Situation sogar noch auffallender und erfordert noch mehr Aufmerksamkeit. Die Menschen, die den geringsten Einfluss auf die Klimakrise haben, sind die, die schon am meisten darunter leiden. Wohlhabendere Nationen und besonders jene mit großen historischen Emissionen müssen den ärmeren Nationen finanzielle Unterstützung garantieren, um den Übergang zu bewältigen und die schlimmsten Auswirkungen zu vermeiden. 

Hugh Knowles - Friends of the Earth

Wenn der Übergang diese tiefe Ungleichheit nicht berücksichtigt, wäre das moralisch geradezu verabscheuungswürdig. Wir würden die gesellschaftliche Stabilität riskieren, die wir für die erforderliche dramatische Veränderung brauchen.

Wenn wir gegen diese enorme Herausforderung angehen wollen, müssen wir uns stärker einsetzen als jemals in der Geschichte der Menschheit, und das erfordert globale Zusammenarbeit und Zielsetzung.

Seit gut drei Jahrzehnten hat die UN fast alle Länder der Erde zu globalen Klimakonferenzen zusammengebracht - mit der Bezeichnung COP - oder 'Conference of the Parties'. Viele glauben, dass die COP26 die bestmögliche letzte Chance der Welt ist, den Weg zu beschreiten, um die Klimaveränderung unter Kontrolle zu bringen. Deshalb ist COP26 das größte diplomatische Ereignis auf britischem Boden seit Generationen ... vielleicht aller Zeiten.

COPs setzen die Strukturen, die Regeln und Finanzierung für die internationale Kooperation. Dies ist ein kritischer Moment ... kritisch darin, Menschlichkeit für alle zu zeigen, um zu vereinbaren, was als nächstes geschehen soll, um eine zügige und gerechte Veränderung der globalen Gesellschaft zu erreichen.

Für diesen Antrieb zu Veränderungen ist die COP der Moment der Absichtserklärungen, aber sie ist nicht das operative Zentrum für klimatische Maßnahmen. Diese Pläne werden durch nationale Maßnahmen mit Leben erfüllt. Deshalb setzen Friends of the Earth und andere den Fokus auf die COP, um die Stufe der nationalen Veränderungen anzukurbeln.  

Unsere drei Ziele

Für uns bedeutet das drei große Ziele. Erstens, die Finanzierung und Unterstützung für die fossile Infrastruktur muss beendet werden. Zweitens, wir müssen alle gestärkt aus diesem Moment herauskommen und einen Schritt vorwärts machen ... ganz gleich, was bei den Verhandlungen herauskommt. Wir haben keine Zeit für einen anderen Weg. Drittens, diese Gespräche müssen sicherstellen, dass alle Stimmen bei den Verhandlungen vollständig gehört werden. Besonders die von Nationen, die schon jetzt am meisten unter den Auswirkungen der Klimaveränderung leiden, obwohl sie am wenigsten zur Ursache beitragen. 

Anfang des Jahres hat die International Energy Agency – eine relativ konservative Gesellschaft - gesagt: "Ausbeutung von neuen Öl- und Gasquellen müssen noch dieses Jahr beendet werden, und es dürfen keine neuen   Kohlekraftwerke gebaut werden, wenn die Welt in sicheren Grenzen bleiben soll".

Und doch gibt es genau jetzt Pläne an vielen Orten der Welt.

Die COP ist der Moment, um einen neuen Kurs für die Menschheit festzulegen. Nach der COP beginnt die schwere Aufgabe, alles um uns herum zu verändern.

Friends of the Earth

Friends of the Earth ist ein internationaler Zusammenschluss von Umweltschutzorganisationen. Je Land kann jeweils nur eine Organisation im Verband Mitglied sein. Mehr Informationen: https://www.foei.org/member-groups/europe/germany