Es ist nichts falsch an ein wenig Ungleichheit. Aber während die Einkommensungleichheit in vielen Ländern recht bescheiden sein mag, ist die Ungleichheit des Vermögens eine ganz andere Sache. Sie ist riesig. Der Vermögenszuwachs - der ungebremste Anstieg von Vermögenswerten wie Häusern und Wertpapieren - war im Übrigen ein wichtiger Treiber für den Wohlstandszuwachs der letzten Jahrzehnte. Doch davon profitierten vor allem diejenigen, die bereits über Vermögen verfügen. Diejenigen, die ausschließlich vom Einkommen abhängig sind, bleiben auf der Strecke.

Zentralbanken haben wichtige Rolle

Wohlstandsinflation ist die Hauptquelle für materiellen Wohlstand. Dabei spielen die Zentralbanken eine wichtige Rolle. Seit Jahrzehnten besteht ihre automatische Reaktion auf schlechte Wirtschaftsnachrichten darin, mehr Geld in die Wirtschaft zu pumpen. Aber sie haben ihr primäres Ziel verfehlt: Den Innendruck der Wirtschaft wieder auf das erforderliche Niveau zu bringen, um Inflation für Güter und Dienstleistungen zu erzeugen.

Die derzeit vorherrschende Inflation können die Zentralbanken nicht steuern. Sie ist ein Nebenprodukt ihres Tuns. Es handelt sich um die Inflation der Vermögenswerte, die entsteht, wenn überschüssige Liquidität nirgendwo anders hinkann als in Vermögen. Und das macht die Expansion der Wirtschaft hauptsächlich finanziell: Geld wird in mehr Geld verwandelt. Normales Wachstum, weil wir die Dinge klüger oder besser machen, findet seit Jahren nur in Zeitlupe statt.

Kluft zwischen Einkommen und Vermögen wird immer größer

Ein größeres Risiko der vermögensbasierten Wirtschaft ist ihre disruptive Wirkung. Die Kluft zwischen Einkommen und Vermögen wird immer größer. Für jemanden mit einem durchschnittlichen Gehalt ist es praktisch unmöglich geworden, ein anständiges Haus zu kaufen. Und auch die Interessen der beiden Gruppen klaffen immer weiter auseinander: Diejenigen, die über Vermögen verfügen, wollen vor allem ein Sicherheitsnetz unter ihr Vermögen spannen, sind aber weniger an einer guten Gesundheitsversorgung und anständigen Bildung für alle interessiert. Sie sind in der Lage, sich selbst darum zu kümmern. Ohne Vermögen zählt man einfach nichts: Die Einkommen steigen viel langsamer als der Wert des Vermögens, während die Unsicherheit für viele Arbeitnehmer:innen zunimmt.

Die wirtschaftliche Entwicklung hat eine Phase erreicht, in der es nicht mehr darum geht, dass diejenige oder derjenige mit dem besten Plan oder der größten Beharrlichkeit einen Beitrag zur Realwirtschaft leistet und damit Geld verdient. Es geht jetzt hauptsächlich darum, mit Geld Geld zu verdienen. Die Grundlage für unsere bestehende Wohlstandsökonomie ist ein Geldtopf, der innerhalb der Familien weitergegeben wird.

Hierfür gibt es eine sehr gute und demokratische Lösung. Sie beginnt bei der Kapitalertragssteuer und endet bei der Erbschaftssteuer.