Eine unhaltbare Situation, die durch den Finanzsektor noch verstärkt wird. Bei Finanzierungsentscheidungen werden die planetarischen Grenzen in keiner Weise berücksichtigt. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert. Der ökologische Fußabdruck des Finanzsektors muss verringert werden. 

Jede Finanzierung oder Investition hat eine Auswirkung, entweder negativ oder positiv. Schließlich hat jedes Projekt, jede Initiative und jedes Unternehmen einen Fußabdruck und trägt zu einer besseren Welt bei - oder eben nicht. Die Entscheidung eines Finanzinstituts, einen Kredit zu gewähren oder eine Investition zu tätigen, hat daher per Definition Auswirkungen auf die Menschen und die Umwelt. 

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Die Realität ist, dass der Finanzsektor einen erheblichen ökologischen Fußabdruck hat. Betrachte zum Beispiel die Investitionen in die fossile Industrie: Unterm Strich investieren Finanzinstitute viel mehr Geld in fossile Energie als in nachhaltige Energie. Die aktuellen Klimaaktionspläne vieler Finanzinstitute in Deutschland und im Ausland enthalten langfristige Versprechen. In seinem jüngsten Bericht rief der Weltklimarat (IPPC) eindringlich dazu auf, sofortige drastische Maßnahmen zu ergreifen und die globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 zu halbieren, um die Erderwärmung auf 1,5 Grad zu begrenzen. Die bisherigen Bemühungen, die Treibhausgasemissionen zu mindern, reichen demnach bei weitem nicht aus und würden in den nächsten 70 Jahren auf eine 3,2 °C wärmere Welt hinauslaufen, mit katastrophalen Folgen für Mensch und Umwelt.  

Doch wie der Bericht "Banking on Climate Chaos" zeigt, haben die größten Banken der Welt weiterhin Billionen von Dollar in die Industrie für fossile Brennstoffe, einschließlich neuer Kohleprojekte, gesteckt - und damit die Welt wissentlich näher an die Klimakatastrophe herangeführt, um höhere Gewinne zu erzielen.   

Der Finanzsektor schadet der Umwelt an mehreren Stellen. Er spielt eine Rolle bei allen Rohstoffströmen, die finanziert werden. Darüber hinaus werden konventionelle landwirtschaftliche Aktivitäten in Deutschland mit dem Verlust der Biodiversität und Stickstoffemissionen in Verbindung gebracht. Als Beispiel: Zwischen 2016 und 2021 wurden in Deutschland 1,3 Mrd. USD für Investitionen und Kreditfinanzierungen für Produkte mit besonders hohem Entwaldungsrisiko bereitgestellt

Natürlich kann man sagen, dass es immer die Kunden des Finanzsektors sind, die das tun. Finanzdienstleister finanzieren nur. Und wenn es im Rahmen des Gesetzes ist, wo liegt dann ihre Verantwortung? Das ist eine sehr eingeschränkte Sichtweise auf die Verantwortung des Finanzsektors. Neben der sozialen Verantwortung liegt es auch im Interesse des Finanzsektors selbst, die Probleme der Biodiversität und der globalen Erwärmung nicht aus dem Ruder laufen zu lassen. Eine vernünftige Risikopolitik erfordert den Umgang mit diesen existenziellen Risiken. 

Es gibt es viel zu gewinnen, wenn man die Energiewende finanziert und die CO2-Emissionen der bestehenden Portfolios reduziert. Ehrgeizige Ziele zur Reduzierung der Emissionen sind entscheidend; 2050 ist viel zu spät. 

Außerdem ist es möglich, die Overshoot-Tage der Erde zu reduzieren, indem wir bewusster mit Rohstoffen umgehen. Jährlich werden mehr als 100 Milliarden Tonnen an Rohstoffen verbraucht, von denen nur sieben Prozent wiederverwendet werden. Der Finanzsektor muss sich aktiver auf Unternehmen konzentrieren, die die Kreislaufwirtschaft von natürlichen Materialien in den Mittelpunkt ihres Geschäftsmodells stellen. Dies sollte keine freiwillige Entscheidung sein. Die Messung von Rohstoffeinsatz und -verbrauch kann verbessert und detailliert werden. Denn die EU hat sich das Ziel gesetzt, bis 2050 eine Kreislaufwirtschaft zu erreichen. Es ist an der Zeit, dass der Finanzsektor dies aufgreift. 

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Und schließlich muss sich die Finanzierung des Agrar- und Ernährungssystems ändern. Derzeit hat die Art und Weise, wie die Landwirtschaft betrieben wird, die größten negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Das derzeitige Agrarsystem hat seine Grenzen erreicht. Wir müssen ein Gleichgewicht zwischen der Nutzung der Ökosysteme, unseren Essgewohnheiten und der zunehmenden Globalisierung der Lebensmittelmärkte schaffen: Gesunde Lebensmittel für alle produzieren, dabei die Grenzen unseres Planeten respektieren und die Landwirte fair bezahlen. Dies erfordert eine ökologische Landwirtschaft und einen unterstützenden Finanzsektor. 

Um wirklich große Schritte zu machen, muss die Nachhaltigkeit der deutschen Wirtschaft beschleunigt werden. In erster Linie kann dies der Finanzsektor selbst tun, indem er bewusste Entscheidungen trifft. Die Regierung kann und sollte dies durch Preisgestaltung, Normierung und Verbote beschleunigen. Die „wahren Preise“ von Lebensmitteln und Recsourcen sollten berücksichtigt werden. Beispielsweise kann es nicht sein, dass konventionelle Lebensmittel sehr viel günstiger angeboten werden als Bio-Lebensmittel. Die Folgen der Umweltzerstörung durch die industrielle Landwirtschaft wie z.B. durch intensiven Düngereinsatz ausgelaugte Böden oder pestizidverseuchtes Grundwasser, das in Kläranlagen kostenintensiv gereinigt werden muss, fließt derzeit nicht in die Preise ein. Umgekehrt müssten mehr Anreize gesetzt werden, um Mehraufwand zum Schutz der Ressourcen und dem verantwortungsvollen Umgang mit Mensch und Umwelt zu honorieren. 

In den letzten Jahrzehnten scheint sich der Finanzsektor verselbständigt zu haben und nicht mehr der Realwirtschaft zu dienen. Nur knapp 30% der Kredite europäischer Banken flossen z.B. 2021 in die Vergabe von Krediten an die Realwirtschaft und Haushalte. Viele Finanzgeschäfte finden ausschließlich innerhalb des Finanzsektors statt. Wir müssen diesen Trend umkehren. Finanzinstitute können dazu beitragen, den Earth Overshoot Day bereits im nächsten Jahr zu verschieben, indem sie sich auf die Reduzierung von CO2-Emissionen konzentrieren, Geld in Treibhausgas reduzierende Kredite und Kapitalanlagen lenken und sich intensiv mit ihrem ökologischen Fußabdruck auseinandersetzen.