Wenn wir die globale Biodiversität schützen wollen, müssen wir laut einem aktuellen Bloomberg-Bericht eine Billionen US-Dollar pro Jahr ausgeben.

Ist das viel Geld? Auf jeden Fall! Es ist ungefähr so viel, wie die niederländische Wirtschaft jedes Jahr produziert. Aber es kommt darauf an, wie man es betrachtet. Im Moment kostet uns der Raubbau an der Natur praktisch nichts. Niemand bezahlt die Bienen, die die Blumen bestäuben, oder den Regenwald dafür, dass er die Lunge unseres Planeten ist. Und dass, obwohl die Weltwirtschaft in hohem Maße auf "Ökosystemleistungen" angewiesen ist: Mehr als die Hälfte aller wirtschaftlichen Aktivitäten hängt von der Natur ab. Ist die Natur zerstört, dann  bricht auch die Weltwirtschaft zusammen.

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So gesehen sind eine Billionen Euro ein Schnäppchen. Vor allem, wenn wir bedenken, dass diese Investition in die biologische Vielfalt auch zur Lösung der Klimakrise beiträgt. Also packen wir es an! Am naheliegendsten ist es, dies weitgehend über den Staat zu regeln.

Und wie? - indem man die Ausbeutung durch Gesetze und Verordnungen verbietet, einen Preis für die Schädigung der Natur durch die (land-)wirtschaftliche Aktivitäten festlegt, Subventionen für die Wiederherstellung von Natur bereitstellt, vielleicht auch durch den gemeinschaftlichen Aufkauf von Land und durch Wiederherstellung der Natur. Es würden dann solche Aspekte eingepreist werden. Solche "wahren" Preise wären natürlich höher, würden aber zu bewussteren Entscheidungen durch Kunden führen. Und nur für den Fall, dass jemand argumentiert, dass dies zu Vorbehalten gegen Umverteilungen  führen würde und einige Menschen dann das Gefühl häatten, dass dies alles nicht ihr Problem sei: Natürlich müssen wir uns darum kümmern. Eine protektionistische Politik hilft uns hier  nicht weiter.

Aber es scheint, dass meine Denkweise zu einfach ist. Es wird immer Leute geben, die versuchen, aus allem Gewinne zu ziehen: Der Markt kann das auch regeln! Denn der Markt ist effizient! Und so entsteht der Verkaufsjargon für die Natur: naturbasierte Lösungen, freiwillige Emissionsmärkte, Umwelt-Engenieering und so weiter.

Die Natur als neue Anlageklasse, die Kapitalisierung eines öffentlichen Gutes. Die Idee ist einfach, wie bei allen Investitionen: Es gibt eine Investition, einen Geldfluss und eine Vermittlungsgebühr. Wenn der Geldfluss hauptsächlich für private Parteien von Interesse ist, wie es bei Emissionsrechten der Fall ist, treten genau die Probleme auf, die wir von etablierten Märkten kennen: Kurzfristigkeit und Reduktionismus. Alles, um so schnell wie möglich Emissionsrechte an Parteien zu vergeben, die dann ihre eigenen Emissionen weniger deutlich reduzieren müssen. Das Ergebnis ist ein 'Wild West' von Standards und Zertifikaten, die schnell behaupten, die Natur wiederherzustellen, was aber oft nur schwer zu überprüfen ist. Was auf jeden Fall funktioniert: Es füllt die Taschen der Akteure, die die Gebühren kassieren. Und wenn die privaten Risiken zu groß werden, wird die öffentliche Hand zur Risikominderung herangezogen - für das Gemeinwohl, für unsere Zukunft, für unsere Natur. Welcher Staat kann dem dann wiederstehen, wenn er eine solch lukrative Aufgabe übernehmen kann?

Sollten wir also die Beteiligung von privatem Kapital einfach vergessen? Nein, das glaube ich nicht. Diesen Luxus haben wir nicht. Wir brauchen auch das Kapital von privaten Investoren, um die Wiederherstellung der Natur zu beschleunigen. Wir müssen vieles ausprobieren, die richtigen Rahmenbedingungen schaffen, öffentliche und private Akteure müssen zusammenarbeiten. Aber niemals nur, um finanzielle Renditen zu erzielen. Ein öffentliches Gut wie die Natur, das zuerst dem Markt entzogen wird, um damit eine Rendite zu erzielen, kann leider nicht unter den gleichen Bedingungen wiederhergestellt werden. Die Natur ist zu wertvoll, um sie zum Schnäppchenpreis anzubieten!