Die meisten Menschen geben ihren Lohn nicht in den ersten Tagen des Monats aus oder verzehren den gesamten Proviant am Anfang einer langen Wanderung. Doch genauso das machen wir mit den biologischen Ressourcen unseres Planeten. Für dieses Jahr haben wir unsere natürlichen Ressourcen schon am 2. Mai verbraucht.

Viele europäische Länder erreichen in den nächsten Wochen den Erdüberlastungstag (Earth Overshoot Day). In Deutschland fällt er in diesem Jahr schon auf den 2. Mai. Das bedeutet: Wenn alle Menschen auf der Welt so leben würden wie wir, hätten sie an diesem Tag weltweit so viele biologische Ressourcen verbraucht, wie die Erde in einem ganzen Jahr zur Verfügung stellen kann. Wir bräuchten drei Erden pro Jahr. Und wenn wir mehr verbrauchen, als die Erde hergibt - dann schießen wir über das Ziel deutlich hinaus. Wir zerstören unsere Ökosysteme, auf Kosten künftiger Generationen.

Je später, desto besser

Der Ressourcen- und Energieverbrauch pro Person ist sowohl zwischen als auch innerhalb von Ländern sehr ungleich verteilt. Je nachhaltiger und ausgeglichener der Ressourcenverbrauch eines Landes ist, desto später im Jahr liegt der Overshoot Day. Einige Länder wie Katar und Luxemburg erreichen ihren Overshoot-Tag bereits im Februar, während Jamaika, Ecuador und Indonesien ihr biologisches Ressourcenbudget bis in den Dezember hinein schonen.

Deutschland hat seinen Anteil an den biologischen Ressourcen bereits seit 1960 relativ stark überschritten. Und leider schreitet dies immer weiter voran - der Erdüberlastungstag fällt auf ein immer früheres Datum im Jahr. 1961 lag er noch im September. Im vergangenen Jahr ist er auf den vierten Mai gefallen und nun sind wir bereits beim zweiten Mai angekommen. 


Deutschland hat seinen Anteil an den biologischen Ressourcen bereits seit 1960 relativ stark überschritten. Und leider schreitet dies immer weiter voran - der Erdüberlastungstag fällt auf ein immer früheres Datum im Jahr. 1961 lag er noch im September. Im vergangenen Jahr ist er auf den vierten Mai gefallen und nun sind wir bereits beim zweiten Mai angekommen. 

Ein Systemwechsel ist notwendig

Stillstand ist keine gute Nachricht. Eine langsame Verbesserung auch nicht. Um stabile Ökosysteme zu sichern, in die letztlich alles menschliche Leben eingebettet ist, sollte der Overshoot Day wieder in den Dezember und das neue Jahr verschoben werden. Damit das gelingt, müssten wir viel weniger Ressourcen, Land und Energie verbrauchen.

Um eine nachhaltige Ressourcennutzung zu erreichen, müssen wir unsere Wirtschaft grundlegend überdenken. Der Ökologische Fußabdruck macht deutlich, dass ein wirklich nachhaltiges Leben weit mehr erfordert, als auf Elektro-SUVs umzusteigen, Burger aus Bio-Rindfleisch zu essen und bei unserem  Flug in den Urlaub den CO2-Neutralitätsknopf zu drücken. Wenn wir wirklich zu einem ökologisch nachhaltigen Lebensstil übergehen wollen, müssen wir Wege finden, die die natürlichen Ressourcen unseres Planeten weit weniger ausbeuten Die Herausforderung besteht dann darin, eine nachhaltigen Lebensstandard für die gesamte Weltbevölkerung zu errzielen, und zwar mit einem Ressourcenverbrauch, der weit unter dem liegt, den wir heute in den Ländern mit dem höchsten Bruttoinlandsprodukt pro Kopf kennen.

Die reichsten Menschen der Welt sind für einen unverhältnismäßig hohen Anteil der Treibhausgasemissionen und der Ressourcennutzung verantwortlich und verbrauchen Gemeingüter in einem Ausmaß, das in keinem Verhältnis steht. Es ist von grundlegender Bedeutung, dass wir allen Menschen einen fairen Anteil an den globalen Gemeinschaftsgütern garantieren. Dies kann nur schnell erreicht werden, wenn wir den Konsum der extrem Reichen massiv einschränken.

Die große Mehrheit der Menschen in den westlichen Ländern verbraucht Ressourcen in einem nicht nachhaltigen Ausmaß. Du kannst deinen ökologischen Fußabdruck auf individueller Ebene berechnen, indem du auf diesen Link klickst: Ökologischer Fußabdruck-Rechner. Dabei wirst du wahrscheinlich feststellen, dass die Wahl deiner Lebensgewohnheiten einen großen Einfluss auf deinen ökologischen Fußabdruck haben kann. Die Tatsache, dass viele Menschen in Deutschland einen Overshoot Day haben, hat nicht nur mit dem individuellen Lebensstil zu tun, sondern resultiert auch aus dem Ressourcenverbrauch von Regierungen und Unternehmen. Dies zeigt, dass die Reduzierung des ökologischen Fußabdrucks nicht nur eine Frage des individuellen Handelns ist. Sie erfordert einen Systemwechsel.

Wie die Triodos Bank zur Verschiebung des Datums beiträgt

Wie setzt die Triodos Bank Geld für den Systemwandel ein? Erstens schließen wir ein breites Spektrum sozial und ökologisch schädlicher Praktiken aus, von Produzenten fossiler Brennstoffe bis hin zu Unternehmen, die an illegaler Abholzung oder umstrittenen Rodungsaktivitäten in Schutzgebieten beteiligt sind.

Zweitens wählen wir Finanzierungs- und Investitionsmöglichkeiten aus, die einen positiven Einfluss auf Gesellschaft und Umwelt haben. Dabei konzentrieren wir uns auf fünf Transformationsthemen: Energie, Ernährung, Ressourcen, Gesellschaft und Wohlbefinden, während wir gleichzeitig auf unser Ziel hinarbeiten, bis spätestens 2035 Netto-Null-Emissionen zu erreichen. Drei dieser Übergänge und das Erreichen von Netto-Null tragen unmittelbar zur Reduzierung des Ökologischen Fußabdrucks bei.

Die Ernährungswende zielt darauf ab, ein nachhaltiges Ernährungssystem zu schaffen. Dies geschieht durch die Förderung von naturverträglichen und kohlenstoffarmen Anbaumethoden, nährstoffreicher Ernährung sowie Transparenz, Preiswahrheit und existenzsichernden Löhnen. Vor allem veränderte Anbaumethoden, nährstoffreiche Ernährung und Preistransparenz würden dazu beitragen, den Zeitpunkt des Überschreitens zu verschieben. Diese Veränderungen könnten die ökologischen Schäden der Landwirtschaft begrenzen und den Verbrauch biologischer Ressourcen einschränken. Ein solcher Übergang würde den ökologischen Fußabdruck des Lebensmittelkonsums verringern.

 

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Ergänzend dazu zielt unsere Ressourcenwende darauf ab, unsere Volkswirtschaften von der Verschwendung auf die Wiederherstellung der Natur umzustellen. Wenn wir diesen Wandel vollziehen, werden wir weniger Ressourcen verbrauchen. Mit unserer langjährigen Präsenz im Bereich der erneuerbaren Energien tragen wir zur Dekarbonisierung bei, sowohl bei der Energieerzeugung als auch bei der Energiespeicherung.

Die beiden anderen Übergänge - Wohlbefinden und Gesellschaft - sind von grundlegender Bedeutung, um den Menschen ein gutes Leben zu ermöglichen und gleichzeitig unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern. Unsere Transformationsziele Wohlbefinden und sozialer Wandel zielen darauf ab, zu florierenden Gemeinschaften freier, gesunder und inspirierter Menschen beizutragen. Wir finanzieren eine Reihe von Organisationen, kleinen und mittelständischen Unternehmen sowie Initiativen, die eine zentrale Rolle spielen bei der Entwicklung gegenseitiger Unterstützung und Zusammenarbeit. Diese sind notwendig, um unsere Gesellschaft auf einen kleineren ökologischen Fußabdruck auszurichten.

Drittens versuchen wir, Politik und Regulierung zu beeinflussen, um diese fünf Übergänge zu erleichtern. Wir versuchen, die Bedingungen für nachhaltige Organisationen zu verbessern, indem wir uns für regulatorische Änderungen einsetzen. Ein aktuelles Beispiel ist unsere Unterstützung für ein globales Abkommen zur Nichtverbreitung fossiler Brennstoffe, um den Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe zu beschleunigen.

Wir hoffen, dass wir durch diese Maßnahmen gemeinsam mit unserer Gemeinschaft gleichgesinnter Menschen und Organisationen einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Gesellschaft leisten können. Wenn es uns gelingt, diese Übergänge gemeinsam mit der gesamten Gesellschaft zu erreichen, können wir gemeinsam den Overshoot Day in die Geschichtsbücher verbannen.

Die Berechnung des Overshoot Day

Der Overshoot Day kombiniert im Wesentlichen die Berechnungen des Ökologischen Fußabdrucks und der Biokapazität der Welt. Zunächst werden Daten über die Gesamtmenge an Rohstoffen gesammelt, die von den Volkswirtschaften weltweit verbraucht werden. Die Biokapazität, die für all diese Güter benötigt wird, wird dann berechnet, indem die biologisch produktive Fläche für fünf sich gegenseitig ausschließende Nutzungsarten addiert wird: Nahrungsmittelanbau, Faserproduktion, Holzproduktion, Absorption von Treibhausgasemissionen und Infrastruktur. Auf diese Weise beantwortet der Ökologische Fußabdruck die Frage: "Wie viel sich gegenseitig ausschließende biologisch produktive Fläche ist notwendig, um die Nachfrage der Menschen nach Produkten und Dienstleistungen der Natur zu erneuern

Die treibenden Faktoren des Ökologischen Fußabdrucks sind letztlich sowohl die Quantität als auch die Qualität des Konsums. Würden wir beispielsweise ab morgen alle doppelt so viel essen, würde sich die für den Anbau unserer Nahrungsmittel benötigte Fläche verdoppeln. Gleichzeitig führt der Wechsel von einer fleischbasierten zu einer pflanzlichen Ernährung zu einer enormen Reduktion der für die Lebensmittelproduktion benötigten Ressourcen: sowohl der Flächen für den Anbau der Lebensmittel als auch der Flächen für die Aufnahme der Emissionen aus der Lebensmittelproduktion (Theurl et al. 2020). Weitere Formen des Konsums, die zu einer vorzeitigen Übernutzung der biologischen Ressourcen der Erde beitragen, sind insbesondere die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen zur Energiegewinnung, der verschwenderische Umgang mit Ressourcen (Fast Fashion, Einwegplastik, vorzeitige Entsorgung, fehlende Wiederverwendung), die biologische Vielfalt und der Lebensraum.