Fast 40 Liter Abwasser verursachen wir in Deutschland durchschnittlich pro Tag und Kopf mit dem Toilettenbesuch.
Was viele nicht wissen, ist, dass mit jeder Spülung kostbare Nährstoffe verloren gehen. Unser Klärwasser ist nämlich reich an Stickstoff und Phosphor, welche Schlüsselbestandteile von Düngemitteln sind. (Quelle: BMUV: Wassersparende Toilettenspülung)
Gleichzeitig werden bei der intensiven Landwirtschaft nicht unbeachtliche Mengen mineralischer Düngemittel genutzt. Sowohl die Nährstoffe aus dem Abwasser als auch die von den Feldern geraten ins Grundwasser, in Flüsse und letztendlich auch ins Meer. Und genau hier fängt das Problem erst richtig an. Die Meere, insbesondere die Ostsee, werden so unabsichtlich von uns Menschen „gedüngt“. Das führt dazu, dass das maritime Ökosystem aus dem Gleichgewicht gerät und Pflanzen wie Algen sich rasch ausbreiten. Das wiederum resultiert in einem Mangel an Sauerstoff und Licht.
Dieser Prozess, der „Eutrophierung“ genannt wird, führt zur Entstehung von sogenannter „Dead Zones“, wo das Meeresleben zum Stillstand kommt. Sieben der zehn größten Dead Zones der Welt befinden sich in der Ostsee.
P2GreeN: Menschliche Exkremente als Düngemittel für die Landwirtschaft
P2GreeN ist ein von der Europäischen Union gefördertes Innovationsprojekt innerhalb von EU HORIZON, dem Rahmenprogramm „zum Ausbau einer wissens- und innovationsgestützten Gesellschaft und wettbewerbsfähigen Wirtschaft und nachhaltigen Entwicklung“. Es läuft über vier Jahre und startete Ende 2022. Das übergeordnete Ziel von P2GreeN ist die Förderung eines Kreislaufsystems von Stoffströmen zwischen städtischen und ländlichen Gebieten. Eine Kopplung des Wasser-Agrar-Nahrungsmittel-Systems nach dem 3R-Prinzip "Reduzieren, Wiederverwenden, Wiederverwerten" soll damit wieder hergestellt werden.
Diese Herausforderung wird vom Konsortium des Projektes „P2GreeN“, zu dem auch die Triodos Bank gehört, mit einem innovativen Ansatz angegangen. Menschliche Ausscheidungen werden an drei europäischen Standorten zu Düngemitteln verarbeitet. So soll langfristig der Nähstoffkreislauf geschlossen werden.
Konsortiumstreffen auf Gotland
Im Mai fand das mittlerweile schon dritte Konsortiumstreffen auf Gotland statt. Aus Stockholm ging es mit der Fähre zur schwedischen Insel, wo die Arbeit auch schon startete. In diversen Workshops und Diskussionen wurden Themen wie rechtliche Rahmenbedingungen, Strategien auf EU-Ebene und Geschäftsmodelle besprochen.
Das Treffen umfasste auch einen Ausflug zu den Pilotanlagen. So wurden die Teilnehmer am Hafen von mobilen Toiletten begrüßt, in welchen Urin zur Düngerherstellung gesammelt wird.
Unter anderem auf großen Festivals werden die P2GreeN-Toiletten schon eingesetzt
Im Zementwerk auf Gotland wird die Abwärme zur Urin-Trocknung genutzt
Das P2GreeN-Maskottchen
Das P2GreeN-Konsortium auf Gotland
Unter anderem auf großen Festivals werden die P2GreeN-Toiletten schon eingesetzt
Im Zementwerk auf Gotland wird die Abwärme zur Urin-Trocknung genutzt
Das P2GreeN-Maskottchen
Danach ging es zu Gotlands Zementwerk, wo Abwärme vom Projektpartner Sanitation360 zur Trocknung von Urin genutzt wird. Vorbei an den Gerstenfeldern, welche mit dem neuartigen Dünger behandelt werden, fuhren alle dann zur lokalen Brauerei. Dort fand eine Verkostung des P2GreeN Bieres statt.
Die Technologien und Projektpartner im Einsatz zu sehen, hat unsere Begeisterung und Überzeugung vom Potenzial dieses Projektes weiter gestärkt und wir freuen uns, dieses tolle Projekt auch weiterhin zu begleiten und weitere Fortschritte erzielen zu können.
Die Rolle von Triodos
Aus dem Konsortium von 32 Partnerorganisationen, beteiligt sich die Triodos Bank als einzige Finanzorganisation an dem Projekt. Neben den wissenschaftlichen und technischen sowie den gesetzlichen Herausforderungen, kümmert sich die Triodos Bank darum, wirtschaftliche Fragestellungen zu klären und übertragbare Finanzierungskonzepte am Beispiel von drei verschiedenen Pilotregionen zu entwickeln.
Die drei P2GreeN-Pilotregionen befinden sich auf Gotland (Schweden), in der Metropolregion Hamburg-Hannover (Deutschland) und in der Region La Axarquia (Spanien). Darüber hinaus gibt es vier P2GreeN-Folgeregionen in Italien, Griechenland, Frankreich und Ungarn, die die Erkenntnisse aus für ihre eigenen Regionen auf eine Eignung testen.
Die anderen Partnerorganisationen sind kleine und mittlere Unternehmen, Großunternehmen, Forschungseinrichtungen, Kommunen, darunter Paris als europäische Megastadt, ein NGO und eine Landwirtschaftsgenossenschaft. Mit dem kombinierten Fachwissen der P2GreeN-Partner in verschiedenen Disziplinen werden komplette Wertschöpfungsketten rund um die Recycling-Düngemittel entwickelt.
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