Ein kurzer Videorückblick auf unsere Veranstaltung tbchange in der Malzfabrik.

 

Führung durch die alte Malzfabrik
Das Vorprogramm begann mit einer spannenden Führung: Schon von Weitem kann man die vier charakteristischen Darren der ehemaligen Mälzerei sehen, die heute das Wahrzeichen der Malzfabrik sind. Visionäre, Künstler, Neugierige, Idealisten und Kreative finden nach einer wertebasierten Revitalisierung in einem Teil des Objekts Raum und gestalten das Gelände durch innovative Ideen, Kultur und Kreativität stetig weiter. Die Neugestaltung für das denkmalgeschützte Industrieareal, begleitet von einer Finanzierung der Triodos Bank, mit neuartigem Nutzungskonzept folgt einem ausgezeichneten Nachhaltigkeitskonzept.

Gespannt lauschten die durch die alten Räume geleiteten Besucher:innen, wie in der damaligen Mälzerei die nötigen Zutaten zum Bierbrauen für das damalige Brauereiunternehmen Schultheiss hergestellt und industriell verarbeitet wurden. Die noch vorhandenen Maschinen halfen dabei, die Funktionen besser zu verstehen und geben einen spannenden Einblick in die lebendige Geschichte der Industriekultur von 1920 bis 1990. Wir erfuhren interessante Fakten zur Bauwerkgeschichte und wie dem Gebäude nach Leerstand neues Leben eingehaucht wurde.  

Ab 18 Uhr füllten sich dann die Reihen im Veranstaltungssaal weiter und die/der ein oder andere bummelte auf die Terrasse und bewunderte das kleine Biotop mit See und Fischzucht und schlürfte einen ersten Willkommensdrink,  begann das Networking mit Gleichgesinnten oder pinnte seinen persönlichen Transformationswunsch auf die "Bitte-Wende"-Tafeln.

 „Diskutieren Sie mit“ hieß es dann und Florian Koss von der Triodos Bank lud bei der Begrüßungsansprache ein, per Mentimeter in Echtzeit mit abzustimmen: Wie geht es Ihnen gerade - welche Themen interessieren Sie am meisten - wie weit war Ihre Anreise - waren dabei die ersten Warmups.

 

Hans Stegeman, Chefvolkswirt der Triodos Bank: "Wir müssen Wachstum überdenken!"

Aus dem Mund von einem Chefvolkswirt einer Bank hört man diese These wohl normalerweise nicht: „Wir müssen hin zu Postgrowth, das heißt wir sollten das Streben zu ewigem und immer weiterem Wachstum grundlegend überdenken.“ Aber heißt Wirtschaft und Wohlstand denn nicht immer größer und weiter wollen? Wir Aufgeklärten müssen uns eingestehen - und da sind sich die meisten Gäste des tbchange-Abends einig: So kann es nicht weiter gehen! Wohlstand besteht vor allem darin, gut auf der Erde mit vorhandenen Ressourcen zu leben und dies in die nächste Generationen weitergeben zu können. Ein Zerstören kostet uns allen in absehbarer Zukunft so viel wie wir nie wieder erwirtschaften und reparieren können.

"Wir müssen über das System nach dem Wachstum nachdenken, ob wir es wollen oder nicht, und zwar nicht nur, weil die Menschen sich um die Umwelt sorgen, sondern weil wir es als wirtschaftliche Realität akzeptieren müssen", sagt Stegeman.

Er argumentiert, dass wir Änderungen im Steuersystem herbeiführen müssen, die sich auf die Eindämmung der Schäden an der biologischen Vielfalt und die Korrektur übermäßiger Wohlstandsunterschiede konzentrieren. "Im Moment haben wir keine Wirtschaft, die vom Schmelzen der Eisberge abgekoppelt ist. Wir haben keine Wirtschaft, die von der Zerstörung der Natur entkoppelt ist. Wir haben keine Wirtschaft, die von der Verbrennung des Amazonas entkoppelt ist", stellt er fest.

Nach einer Pause teilten sich die Gäste in drei Gruppen und widmeten sich einer Expert:innenrunde ihrer Wahl. Wärmewende, Bauwende und Kreislaufwirtschaft standen im Fokus. Konkrete Handlungsideen luden zum gemeinsamen Weiterdenken ein. 

 

Bauen ist das neue Rauchen - wie gelingt uns die Bauwende?

Fast 60 Prozent des Müllaufkommens in Deutschland entsteht durch Bautätigkeit und etwa 35 Prozent des gesamten deutschen Endenergieverbrauchs entfällt auf Gebäude. Wie können wir bezahlbaren Wohnraum und Gewerbeflächen schaffen sowie gleichzeitig die hohen Emissionen beim Bauen und den Ressourcenverbrauch der Bauwirtschaft eindämmen? Wie kann die Bau- und Immobilienwirtschaft einen sinnvollen Beitrag zur Klimawende leisten? Welche innovative Technologien können dabei helfen? Können wir uns Neubauten überhaupt noch leisten angesichts der CO2-Obergrenzen und abnehmenden Biodiversität?

Dies diskutierten Manuel Ehlers, Leiter Nachhaltige Immobilen bei der Triodos Bank Deutschland, Immobilienjournalistin und Kommunikationsberaterin Miriam Beul, Lewin Fricke vom Holzbaumodul-Unternehmen TRIQBRIQ, die Architektin und Expertin für zirkuläres Bauen Annabelle von Reutern und Jürgen Utz, Leiter Nachhaltigkeitsentwicklung bei der Projektentwicklungsgruppe LIST.

 

Keine Energiewende ohne Wärmewende

In der Wärmewende liegen riesige Potenziale und doch ist sie ein schlafender Riese in Deutschland. Wo liegen die Lösungsansätze aus Politik und Wirtschaft, um die Transformation jetzt schnell auf den Weg zu bringen und wie können wir dies bezahlbar gestalten?

Etwa 50 Prozent des Primärenergieverbrauchs entfallen auf die Kälte- und Wärmversorgung, was in etwa doppelt so hoch ist wie der Verbrauch für die Stromerzeugung. Die Versorgung von Gebäuden spielt hierbei eine dominante Rolle. Mit dem Gebäudeenergie- und Wärmeplanungsgesetz wurden 2023 erste Schritte beschlossen – auch wenn sie durch den gesetzgeberischen Prozess und mangelnde Kommunikation eine große öffentliche Debatte und Verunsicherung ausgelöst haben. Nicht nur Hauseigentümer und die Industrie sind betroffen. Insbesondere Städte und Gemeinden sind gefordert, die Transformation schnell voranzubringen. Wir stehen erst am Anfang. Die Herausforderungen sind riesig. Die vielseitigen Lösungsansätze standen im Mittelpunkt eines Expert:inennpannels mit Dominic Hereth, Leiter Energie & Infrastruktur der Triodos Bank, Susanne Schmelcher, Leiterin des Arbeitsgebiets Quartier und Stadt bei der Deutschen Energie-Agentur, Remi Gruszka, Geschäftsführer der Green Planet Solutions, Felix Schwahn, Geschäftsführer der GP JOULE WÄRME und Marek Miara, Business Developer Heat Pumps am Fraunhofer ISE.

 

Wirtschaft neu denken

Wie können wir miteinander und füreinander Wirtschaften - im Einklang mit der Natur und zum Wohle aller Menschen? Welche Maßstäbe und Indikatoren brauchen wir für solch eine gesunde Wirtschaft und für eine freie und friedliche Gesellschaft?

Damit befasste sich der dritte, ebenfalls gut besuchte Pannel auf dem tbchange – mit von der Partie waren Andreas Fitzé, Geschäftsführer der DIGITAL BUILDERS und Mitglied im Vorstand des Transition Netzwerks, Katarina Peranić, Gründungsvorständin der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt, Milena Glimbovski, preisgekrönte Seriengründerin von Unternehmen wie Unverpackt, dem Supermarkt ohne Einwegverpackungen, der die Zero-Waste-Revolution in Deutschland ausgelöst hat und Waldemar Zeiler, Purpose Unternehmer,  Autor von “unfuck the economy” und Chief Executive Unicorn des „fairstainable“ Unternehmen einhorn.

 

Gesunde Erde. Gesunde Menschen

Gespannt gelauscht wurde sodann dem Impulsvortrag von Dr. Eckart von Hirschhausen, der aus einer geplanten halben eine ganze Stunde machte. Seine Kabarettkarriere, durch die wir ihn kennen, hat der studierte Mediziner und Wissenschaftsjournalist an den Nagel gehängt – „um mich ganz und gar der Nachhaltigkeit zu widmen. Es ist schwer, die Welt ehrenamtlich zu retten, wenn andere sie hauptberuflich zerstören. Ich kann das also nicht nebenher machen, und ich kann es auch nicht allein machen.“ Dass die Klimakrise die größte Bedrohung der globalen Gesundheit im 21. Jahrhundert ist wurde ihm klar bei einer Begegnung mit der britische Schimpansen-Forscherin Jane Goodall. „Sie sagte: Wenn wir die intelligenteste Art auf dem Planeten sind, warum zerstören wir dann unser eigenes Zuhause?“  Also gründete er 2020 die Stiftung „Gesunde Erde. Gesunde Menschen“.

 

Seinen Humor hat der Mitbegründer von Scientists for Future jedoch keinesfalls verloren und brachte das Publikum immer wieder zum Lachen und demonstrierte, dass man der Erderwärmung auch mit Humor begegnen darf. „Unser Verhalten der Klimakrise gegenüber ist wie nachts mit voller Blase wach zu werden. Du weißt, was zu tun ist. Du weißt, es wird von alleine nicht besser. Trotzdem glaubst du, das Problem löst sich schon, wenn du die Augen nur ganz fest zu machst.“

 

 

Abschluss mit Poetry Slam zum wahren Wohlstand

 
Poetry Slamerin Lisa Maria Olszakiewiecz schloss das Bühnenprogramm lyrisch: 

„… Durch die Umleitung des goldenen Fluss wird das Königreich größer und bunter. Dadurch werden auch die fünf Wenden erreicht. Juhu, die Welt geht nicht unter! Und inspiriert von diesem Wandel, beginnen andere Menschen auch zu sehen. Im Königreich und drumherum keimen tausende Ideen. Visionen, wie die Welt sich zum Besseren verändern lässt, müssen keine Träume bleiben, wenn wir die goldenen Flüsse einfach in die richtigen Wege leiten.“

Doch der Abend war nicht zu Ende und das Networking, mannigfaltige Gespräche zwischen Gleichgesinnten, Gästen und Kund:innen zu wundervollen Initiativen, beispiellosen Projekten und frischen Ideen zur Transformation ging noch lange weiter. Inspiration und Austausch machte den gesammten tbchange-Abend aus, der seinem Motto „Welt neu denken. Gemeinsam gestalten“ absolut gerecht wurde.

Deep Dives in die einzelnen wirklich interessanten Inhalte der tbchange-Expertenrunden und Vorträge inklusive einiger Videoimpressionen werden wir für Sie weiter aufbereiten, auf LinkedIn, Instagram, Youtube, unter Triodos Events und in unserem Blog „Farbe des Geldes“. Schauen Sie gerne rein!