90 Prozent unserer Ernährung und unserer Gebrauchsgüter werden per Schiff auf dem Seeweg transportiert. Doch die meisten Schiffe sind wahre Dreckschleudern. Der gesamte Rußausstoß der 17 größten Containerschiffe ist ebenso groß wie der aller Autos auf der Erde. Aber das wird sich ändern, sagt die Klimajournalistin Bernice Notenboom.

Bernice Notenboom (1962) ist eine leidenschaftliche Journalistin und weltweit unterwegs, um auf die Folgen des Klimawandels aufmerksam zu machen. Ihre Expeditionen führten sie beispielsweise zum Nord- und Südpol, in die Sahara und auf den Mount Everest. Während sie 2014 an einem Dokumentarfilm über ihre Nordpolexpedition arbeitete, stieß sie mehr oder weniger zufällig auf die starken Klimaauswirkungen der Schifffahrt.

“Im Schifffahrtssektor gelten vergleichsweise wenige Regeln und Vorschriften für den Umweltschutz”, sagt Notenboom. “Die meisten Containerschiffe werden mit Schweröl betrieben. Aus ihren Schornsteinen quellen Schwefel und CO2, aber auch Feinstaub in Form von Ruß. Ein einziges Containerschiff stößt pro Jahr ebenso viel Ruß aus wie eine Million Autos”, ergänzt die Journalistin. Da rund 100.000 der Riesen auf den Weltmeeren kreuzten, könne jeder sich ausrechnen, wie immens ihr schädlicher Einfluss auf das Klima sei.

Da die Branche zudem “wenig transparent” sei, stünden die klimaschädlichen Ausstöße der Ozeangiganten kaum im Fokus der Öffentlichkeit, ergänzt die Klimajournalisten. Doch das soll sich nach den Plänen Notenbooms ändern: Sie nahm sich des Themas in einem Film an. “Sea Blind” feierte Anfang 2016 in Rotterdam in Premiere.
Wie immens der klimaschädliche Ausstoß der Seefahrt ist, zeigt auch eine Untersuchung des Statistischen Amts der Niederlande (CBS): Die Seefahrt machte 2014 fast die Hälfte des gesamten Ausstoßes von Stickstoffdioxid in den Niederlanden aus. Beim Feinstaub betrug ihr Anteil 40 Prozent und bei Kohlenstoffdioxid 13 Prozent.

Auch wir Verbraucher sind gefragt
Lange Zeit hätten Seeschiffe ziemlich unbehelligt mit ihrem umweltschädlichen Treibstoff fahren können, sagt Notenboom, die inzwischen in Westkanada wohnt – doch allmählich sei ein Wandel von drei Seiten im Gange:

Erstens würden sich Reedereien “langsam ihrer Verantwortung bewusst”, erläutert die Journalistin. Zweitens würden seit diesem Jahr in einigen viel befahrenen Gebieten – wie etwa der Nordsee – neue Regeln der maritimen Organisation der Vereinten Nationen für saubereren Treibstoff gelten. Und drittens würden immer mehr Unternehmen, die Lebensmittel oder Konsumgüter produzierten, Umweltanforderung an die Reedereien stellen, die ihre Produkte befördern. “Das dürfte die Reedereien wachrütteln”, ist Notenboom überzeugt.

Aber es ist mehr nötig: “Es ist von großer Wichtigkeit, dass wir alle uns bewusst machen, welchen Umweltschaden die Schifffahrt anrichtet. Mit dem Film will ich das Bewusstsein dafür fördern, auch bei Verbrauchern. Wir sind es gewohnt, Güter zu kaufen, ohne genau hinzusehen, woher sie kommen. Viel von unserer Ernährung und von den Dingen, die wir täglich benutzen, kommt vom anderen Ende der Welt. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Umwelt und das Klima. Es ist darum positiv, dass immer mehr Verbraucher nachhaltig produzierte und nachhaltig beförderte Produkte kaufen. Das wird auch in der Schifffahrt zu einem positiven Wandel führen.”