Eines war Silvio Schobinger, dem Eigentümer und Vermieter des 100 Jahre alten Fabrikgebäudes Goerzwerk, von Anfang an klar: Fertig werden, wird er mit dem Projekt im Leben nicht – und das will er auch überhaupt nicht. Dafür hat er viel zu viele Ideen und Visionen, was in seinem Fabrikareal alles entstehen soll. Doch dazu später.

Schon heute ist es beeindruckend, was der Triodos-Bank-Kunde im grünen Südwesten Berlins in nur drei Jahren auf die Beine gestellt hat: Auf rund 30.000 Quadratmetern, in der ehemaligen von Carl Paul Goerz vor ca. 100 Jahren gebauten Filmfabrik und Glashütte, haben sich über 100 Unternehmerinnen und Unternehmer eingemietet. Rund um die Zehlendorfer Goerzallee ist in den vergangenen Jahren dank Schobingers Engagement eine ganz neue Art des vernetzten Arbeitens entstanden.

Schobinger geht es mit seinem Goerzwerk nicht nur darum, Unternehmen Platz zu geben, der Immobilienprofi will einen Ort des gegenseitigen Austausches schaffen, an dem sich die Mieterinnen und Mieter gegenseitig bereichern und untereinander kooperieren. Immer mehr der „Goerzwerker“, wie sich viele Unternehmer nennen, entwickeln gemeinsame Projekte. „Es gibt doch nichts Schlaueres, als seinen Kunden einmal über den Gang zu haben – und ihn nicht in China suchen zu müssen“, sagt Schobinger.

Ein Beispiel für diese Art der Kooperation, ist die Firma Schneider Hano, die nicht nur für das Facility-Management im Goerzwerk zuständig ist, sondern auch in fast alle Bauprojekte involviert ist – egal ob Abbruch, Kernbohrung, Transport oder Entsorgung. Ein anderes Beispiel ist die Freund GmbH. Joseph Freund und sein Team arbeiten auf besondere Art und Weise mit Moosen: Für Innenräume stellen sie Wandbeschichtungen aus konservierten Moosen her und erzeugen so eine ganz besondere Atmosphäre. Für Außenbereiche werden lebende Moose für Dach- und Wandbegrünungen eingesetzt und dienen als natürlicher Feinstaubfilter. Die Freund GmbH verkauft die Wandbeschichtungen und Moos-Konstruktionen nicht nur an Büros aus dem Goerzwerk, sondern arbeitet wiederum mit Schneider Hano zusammen, die die Träger für die Konstruktionen fertigen.

„Mir geht es um eine nachhaltige Art des Wirtschaftens in Kreisläufen“, sagt Schobinger. Das gilt nicht nur für das Wirtschaften der Mieterinnen und Mieter untereinander, sondern betrifft auch den historischen Gebäudekomplex an sich. Schobinger hat sich ganz bewusst für den Kauf des Goerzwerks entschieden und nicht an anderer Stelle einen Neubaukomplex hochgezogen. Vermutlich wäre Letzteres einfacher gewesen, doch der Immobilienentwickler will explizit mit schon vorhandenen Ressourcen arbeiten. Er will Altes immer wieder neu nutzen. Diese Philosophie zieht sich durch das gesamte Goerzwerk. Industrierelikte, die sich in den Kellern angesammelt haben werden neu verarbeitet oder als Unikate aufbereitet.

Schobinger entwickelt laufend neue Ideen, wie sein Goerzwerk noch ökologisch nachhaltiger werden kann. Beispielsweise plant er, die Abwasserwärme zur Heizung der Gebäude zu nutzen und Sonnenstrom auf den Dächern zu gewinnen. Letzteres könnte er zusammen mit SecurEnergy machen, einem weiteren Mieter, der größere Photovoltaik-Projekt initiiert und realisiert. Ein Ansporn auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit ist für ihn dabei auch die Triodos Bank. „Wir haben gemeinsame nachhaltige Ziele und nächste Schritte ins Auge gefasst“, sagt er. Es fühle sich ganz anders an als mit der finanzierenden Bank zuvor. „Wir passen einfach gut zusammen“. Der Ansatz der Nachhaltigkeit unserer „neuen Bank“ ist auch ein Ansporn in diese Richtung.

Auch um seine „Goerzwerker“ zu versorgen, hat Schobinger eine Vision: Er träumt von einer Aquaponik-Anlage, einer Kombination aus Fischzuchtanlege und Gemüseanbau auf engem Raum. Um zu verstehen, wie eine solche Anlage funktioniert, will er sich in der Malzfabrik umschauen, einem weiteren Kunden der Triodos Bank. Dass Silvio Schobinger die Visionen für sein Goerzwerk ausgehen, ist absolut nicht zu befürchten.

 

Headerbild: Andreas Nenninger