Pflege-Wohngemeinschaften blühen vielerorts gerade auf. Besonders gelungene Beispiele findet man in Gelsenkirchen. Hier hat die APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen GmbH mehrfach ausgezeichnete Wohngemeinschaften für demenziell erkrankte Senioren geschaffen. Solche Alterswohnformen sind eine ausgezeichnete Investition in die Zukunft –findet auch unser Kollege Tobias Stieber nach einem Besuch vor Ort.

Aus der Küche duftet es. Zwei Damen sitzen am Esstisch und schnippeln Gemüse, eine Betreuerin steht am Herd, während ein älterer Herr schon mal Geschirr aus dem Schrank kramt: „Wer in eine unserer Wohngemeinschaften kommt, der begegnet einem normalen Alltag in familiärer Atmosphäre“, erzählt Claudius Hasenau, Geschäftsführer der APD Ambulante Pflegedienste Gelsenkirchen (APD). In drei Gelsenkirchener Gebäuden hat die APD neun Wohngemeinschaften (WGs) aufgebaut, in denen jeweils bis zu neun demenziell erkrankte Senioren gemeinsam mit dem Vergessen leben – am Küchentisch, beim Bügeln, beim Ernten im eigenen Gemüsegarten. Dabei gehen ihnen Alltagsbetreuer zur Hand, die rund um die Uhr da sind. Es ist fast wie zuhause, und das, sagt Hasenau, tue den demenziell Erkrankten richtig gut.

Kein Gefühl des Abschiebens

Die WG-Bewohner leben nicht nur den Alltag – sie bestimmen ihn auch: Was gekocht und gegessen wird, genauso wie die Zeiten, zu denen sie aufstehen oder zu Bett gehen wollen und ob es ein guter Tag für einen Spaziergang ist. Ohne engagierte Angehörige, so Hasenau, sei das kaum möglich: Sie haben eigene Schlüssel und bringen sich in den Alltag ein, sie sagen, was sie sich für ihre Eltern wünschen und entscheiden in Mieterversammlungen über alles, was ansteht, und sei es nur über das bevorstehende Weihnachtsfest. „Angehörige haben so nicht das Gefühl, ihre Eltern in eine Einrichtung abzuschieben, sondern hier behalten sie die Verantwortung, die aber nicht belastend, sondern gestaltend ist“, erklärt Hasenau. Die Rolle der APD sieht Hasenau als Gast und Dienstleister, der den Bewohnern die Hilfe gibt, die sie brauchen. Neben Alltagsbetreuern kümmern sich Pflegekräfte um das Wohl jedes Einzelnen und über jedem WG-Gebäude wacht eine Hausmutter, die für alles und jeden Ansprechpartnerin ist. Wenn Hasenau bescheiden von Pflegedienstleister redet, ist das aber nur die halbe Miete: Die APD organisiert das WG-Leben und ist in zwei Gebäuden zugleich Vermieterin, was dieser Wohnform den Namen „anbieterverantwortete“ WG beschert hat.

Besser, aber nicht teurer
Kann man sich solch ein individuelles, würdevolles Leben im Alter überhaupt leisten? Ja, meint Hasenau. Ab Pflegestufe II sei das Leben in einer WG nicht teurer als in einem Pflegeheim. Das war nicht immer so. Lange Zeit hatte die stationäre Pflege eine Monopolstellung. Mittlerweile sind WGs eine echte Alternative und mehr noch: „Der Run auf WGs“, prophezeit Hasenau, „geht jetzt erst richtig los“. Das liege vor allem an der neuen politischen Ausrichtung „Ambulant vor Stationär“ und an rechtlicher Sicherheit. „Über viele ordnungs- und leistungsrechtliche Themen schwebte lange ein Fragezeichen, eine wahre Wachstumsbremse, weil es für Unsicherheit bei Anbietern sorgte“, erklärt Hasenau.

Schließlich wollen wir alle in Würde altern – selbst im Krankheitsfall.
Tobias Stieber, Leiter Bildung und Soziales

Mittlerweile fördern Landesgesetze und das Pflege-Neuausrichtungs-Gesetz WGs mit Zuschlägen, sie gewähren Anbietern Wohnraumförderung und haben definiert, was eine WG baulich gesehen überhaupt ausmacht.

Maximal 12 Mieter pro WG

Wenn sich jemand mit Baurecht gut auskennt, dann Dr. Lutz H. Michel. Er ist Beirat im Institut für Serviceimmobilien (DIS), das Betreiber bei der Konzeptionierung und Realisierung von betreuten Wohnanlagen unterstützt. „Nicht mehr als 12 Bewohner pro WG, mindestens 14 m² große Einzelzimmer, ausreichend Gemeinschaftsräume und mindestens 1 Bad für vier Bewohner – das sind die Anforderungen an anbieterorganisierte WGs“, erklärt Michel. Dabei sind die Anforderungen aber von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich. Im Bestand sei das schwer zu realisieren, und wenn, dann müsse man häufig komplett entkernen. So wie es auch die APD getan hat und dabei mit moderner heller Architektur und demenzgerechter Farbgestaltung die Latte in puncto Wohlbefinden sehr hoch gelegt hat. Auch deshalb zitiert Michel gerne die APD-WGs – wie 2014 auf einem Vortrag, den auch Tobias Stieber hörte, Leiter Bildung und Soziales bei der Triodos Bank. Seit seinem Besuch in den Gelsenkirchener WGs wird unser Kollege nicht müde, seine Begeisterung darüber auszudrücken. Und er verhehlt nicht, dass die Triodos Bank zu den Unterstützerinnen dieser Wohnform zählen wird. „Einrichtungen wie die APD-Wohngemeinschaften in Gelsenkirchen sind eine Investition in unsere Zukunft“, sagt Stieber. „Schließlich wollen wir alle in Würde altern – selbst im Krankheitsfall“.

Bis zum Lebensende
Als Hasenau vor über 11 Jahren nach Investoren für sein erstes WG-Projekt am Rheinelbepark suchte, war von Begeisterung wenig zu spüren. In seiner Hausbank, erzählt er, hätte man ihn und seine Idee belächelt, und auch sonst mussten er und seine Mitarbeiter einiges an Pionierarbeit leisten. Mittlerweile sind die Gelsenkirchener im Aufbau von WGs so routiniert, dass sie bereits ein viertes Projekt gestartet haben – als Antwort auf die über 100 Interessenten, die einen Platz in einer APD-WG suchen. Wer am besten passt – darüber entscheiden die WG-Mieter und ihre Angehörigen. Aus- und Einzüge sind allerdings selten. Denn die APD-Wohngemeinschaften garantieren eine Pflege bis zum Lebensende.