Geld ist eigentlich eine wunderbare Sache, weil es aus dem Einsatz menschlicher Fähigkeiten hervorgegangen ist. In der Form von Krediten ermöglicht es auch die Verwirklichung von Fähigkeiten und schafft damit Wohlstand. Und doch ist das Geld in den vergangenen Jahren in Verruf geraten.

Das liegt auch daran, dass wir wissen, dass Geld unseren Blick auf die Welt verändert. Nicht nur, wenn wir plötzlich reich werden. Wo immer wir Geld in die Hand nehmen, entsteht die Gefahr, dass wir die Welt bloß durch eine Brille der Zahlen sehen. So verändert sich auch die Weise, wie wir über Gesellschaft und menschliche Beziehungen denken. Oft wird Shareholder value mit der Schaffung gesellschaftlicher Werte gleichgesetzt – ohne es wirklich zu bemerken.

Wenn wir das tun, geben wir die Verantwortung für das, was unser Geld bewirkt, in die Obhut anderer – eine Verantwortung, die heute glücklicherweise immer mehr Menschen wieder selbst übernehmen wollen.

Was dabei zählt, ist, was hinter dem Geld steht. Denn Geld steht immer für Werte, die nicht eins zu eins in Geld auszudrücken sind. Fast immer sind das reale Menschen.

Diese Menschen mitzudenken, wo immer wir Geld einsetzen, ist eine Verhaltensweise, die wir gezielt fördern können. Zum Beispiel, indem wir Verantwortung für die Entwicklung übernehmen, die wir mit Geld in Gang setzen – jeder für sich, aber auch gemeinsam.

Wenn es um die Lebensmittel geht, die wir herstellen und essen, die Energie, die wir verbrauchen, oder die Art, wie wir zusammenarbeiten: Wir können unser Geld nicht nur Treuhändern geben, die es mehren, sondern auch durch unsere persönliche Mitgliedschaft in Kooperativen, die Teilhabe an Gemeinschaftsentscheidungen oder gesellschaftliches Engagement als Bürger dafür sorgen, dass unser Geld nicht eigene Wege geht, sondern dem Menschen dient.

Das klappt nicht automatisch; da ist viel Einfühlungsvermögen in den anderen, seine und ihre Bedürfnisse und Potentiale gefordert. Nur indem wir uns besser verstehen, Gesellschaft miteinander gestalten und so beginnen, auf unsere Entwicklungsfähigkeit zu vertrauen.

Die richtigen Institutionen, die es uns erlauben, Verantwortung füreinander zu übernehmen, müssen wir schaffen: Schulen und Universitäten, Bauernhöfe und auch Banken. „…“

Paul Mackay.

Geboren 1946 in Hong Kong, studierte Wirtschaftswissenschaften in Rotterdam und Business Administration in Fontainebleau. Nach einigen Jahren Tätigkeit im internationalen Bankwesen folgte die Begegnung mit der Anthroposophie und deren Studium in England und Deutschland (1974-1977).

Von 1977 bis 2012 war Paul Mackay im anthroposophischen Bankwesen tätig, u.a. als Direktor der Triodos Bank, Niederlande, als Vorstand der GLS Bank, Deutschland, und bis März 2012 als Vorsitzender des Aufsichtsrats der GLS Bank. Seit März 2012 ist er Verwaltungsratspräsident der Weleda AG.

Seit 1996 gehört Paul Mackay dem Vorstand der Allgemeinen Anthroposophischen Gesellschaft an und leitet die Sektion für Sozialwissenschaften. Paul Mackay ist verheiratet und hat drei erwachsene Kinder.


Linkes und rechtes Bild aus dem Titelbild: © Charlotte Fischer