Die SEKEM Initiative integriert das Thema erneuerbare Energien in ihre Bildungseinrichtungen: Lehre, Praxis und konkrete Projekte sollen die Nutzung der natürlichen Ressourcen fördern und den Grundstein für eine nachhaltige Zukunft Ägyptens legen.

Auf dem Dach von SEKEMs Heliopolis Universität glitzern verschiedene Solar-Tafeln unter den Strahlen der ägyptischen Sonne. Die Photovoltaik-Anlage versorgt nicht nur einen Teil der Gebäude mit Strom, sondern dient auch durch die Kombination verschiedener Solar-Systeme den Studenten zur Forschung.

„Die Nutzung von Sonnenenergie ist ein entscheidender Entwicklungsfaktor für Ägypten“, sagt Helmy Abouleish, der Geschäftsführer der ägyptischen SEKEM Initiative. „Wir haben die perfekten natürlichen Voraussetzungen – nun müssen wir neben Finanzierungen auch ein Bewusstsein dafür schaffen.“

Die Heliopolis Universität für nachhaltige Entwicklung bietet drei Studiengänge (Engineering, Business & Economics und Pharmacy) und ein verpflichtendes Grundlagenstudium der Fächer Kunst, Natur und Gesellschaft, innovative Wissenschaften und Sprachen, in denen Studenten eine ganzheitliche Bildung erhalten, die nachhaltiges Denken und Handeln fördern soll. Das zukunftsweisende Thema erneuerbare Energien wurde hier in den Lehrplan der Ingenieursfakultät integriert. Regelmäßig nehmen die angehenden Ingenieure an Schulungen, beispielsweise zum Thema Sonne als Energiequelle, teil, die in Zusammenarbeit mit Ägyptens Dachverband für Solar-Unternehmen organisiert werden. In der Forschung wird ihnen durch die Beteiligung an konkreten Projekten, die SEKEM regelmäßig mit Partnerorganisationen durchführt, wertvolle praktische Übung vermittelt.

SEKEM ist seit über 38 Jahren im Bereich nachhaltige Entwicklung tätig. Die Initiative in der Wüste wuchs zu einem erfolgreichen Unternehmen, das in vier Gesellschaftsbereichen aktiv ist: Wirtschaft, Ökologie, Kultur und Soziales. Die Bildungseinrichtungen SEKEMs spielen in dem Zusammenhang eine wichtige Rolle, geht es hier doch um eine Investition in die Zukunft. SEKEM betreibt nicht nur eine allgemeine Schule, die sich in ihrem Curriculum an die ganzheitlich orientierte Waldorfpädagogik Rudolf Steiners anlehnt, sondern auch ein Ausbildungszentrum für handwerkliche Berufe sowie eine heilpädagogische Einrichtung.
Um rundum Bewusstsein für die Bedeutung von nachhaltigen Energien zu schaffen und dieses möglichst breit zu vermitteln, integriert SEKEM das Thema in alle Bildungsinitiativen.
Das SEKEMs Environmental Science Center (SESC) etwa wurde 2007 gegründet, um Schülern die Theorie aus dem Unterricht auf anschauliche Weise zu vermitteln. „Der Zusammenhang zwischen Theorie und Praxis ist ein wichtiger Aspekt für die Entwicklung des Menschen“, sagt Mohammed Berry. Der studierte Physiker mit einem Diplom über erneuerbare Energietechnologien hat das SESC lange geleitet und war einst selber SEKEM Schüler: „Die fehlende Praxis stellt eines der größten Probleme in Ägyptens Bildungssystem dar.“ So hat Mohammed verschiedene Workshops mit einfachen Spielen und Versuchen entwickelt, die SEKEM Schülern ebenso wie Kindern aus umliegenden Schulen verdeutlichen, wie etwa durch die Kraft der Sonne Energie erzeugt werden kann oder wie ein Gewächshaus funktioniert. „Es ist immer wieder motivierend zu sehen, wie begeistert die Kinder sind, wenn sie zum Beispiel Wasser zum Kochen bringen ohne Gas oder Elektrizität benutzt zu haben. Plötzlich flammt das Interesse in ihnen auf und es kommen unzählige Fragen“, erzählt der engagierte junge SEKEM Mitarbeiter.

Besondere Bedeutung hat das Thema Solar-Energie auch in SEKEMs Berufsbildungszentrum (VTC). Hier wurde jüngst eine Schweißwerkstatt eingerichtet, in der die Auszubildenden speziell mit dem handwerklichen Know-how vertraut gemacht werden. „Die Verbindungen zwischen den einzelnen Solar-Zellen und -Panels müssen verschweißt werden“, weiß Yousef Hussien, Leiter der neuen Schweißwerkstatt. „Wir vermitteln den Auszubildenden nicht nur theoretisches Wissen über Photovoltaik-Systeme, sondern legen auch Wert darauf, dass sie in konkrete Projekte mit eingebunden werden.“ Beispielsweise die Installation der bislang größten solarbetriebenen Wasserpumpe Ägyptens auf SEKEMs Farm in der Oase Wahat. „Wir konnten hier hautnah miterleben, wie wichtig es ist, dass wir qualifiziertes Fachpersonal vor Ort haben“, freut sich Maximilian Abouleish-Boes, Leiter der Abteilung für nachhaltige Entwicklung. Die spezialisierten Schweißer haben rasch viele kleine Komplikationen behoben, die anderenfalls den ganzen Aufbau verzögert hätten. „Die Fachkräfte sind in SEKEM ebenso wie für ganz Ägypten enorm wichtig für die Implementierung von erneuerbaren Energien“, sagt Abouleish-Boes.

SEKEM zählt heute nicht nur als langjähriger Förderer von ganzheitlicher Bildung zu den Pionieren des Landes, sondern auch im Bereich erneuerbare Energien. „Für Ägyptens Wirtschaft ist eine Energiewende unumgänglich“, meint Helmy Abouleish. „Wir sind sehr dankbar, dass wir von unseren weltweiten Freunden und Partnern dabei unterstützt werden, die vielen Projekte zur Förderung von Sonnenenergie tatsächlich umzusetzen. So kann der Grundstein für eine nachhaltige Entwicklung im Energie-Bereich gelegt werden, was wiederum Lösungen für viele Probleme des Landes mit sich bringt.“

Christine Arlt genießt in Ägypten nicht nur die Sonne, sondern sieht auch, wie sie sich am besten einfangen und nachhaltig nutzen lässt.

SEKEM und Triodos: Die Triodos Bank und SEKEM sind seit 2007 Partner. Triodos ist Teilhaber von SEKEM und investiert über Aktien in die nachhaltige Vision der SEKEM Initiative. Von dem Kapital wird der ganzheitliche Ansatz SEKEMs gefördert wie beispielsweise die Schulen, SEKEMs medizinisches Zentrum oder kulturell Aktivitäten und Fortbildungen für Mitarbeiter. Damit wird ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung Ägyptens geleistet. Die SEKEM Initiative wurde Ende der 1970er Jahre von Dr. Ibrahim Abouleish gegründet um in Ägypten ganzheitliche und nachhaltige Entwicklung in vier Dimensionen zu fördern: Wirtschaft, Ökologie, kulturelles und soziales Leben. Neben biologisch-dynamischer Landwirtschaft produziert SEKEM u. a. Lebensmittel, Gesundheitsprodukte oder Textilien und finanziert Bildungseinrichtungen und ein medizinisches Zentrum. Weitere Informationen: www.sekem.com

Bilder Copyright: Christine Arlt/SEKEM